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Scrogging-Methode unter LED

03.05.2018 14:56
von grow! Magazin
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growreport

Erfahrene Grower wissen, dass unterschiedliche Licht-Bedingungen auch unterschiedliche Grow-Methoden erfordern. So ist es auch bei der Verwendung moderner LEDs, die, anders als bei herkömmlichen Natrium-Hochdruck-Lampen, besondere Vorgehensweisen benötigen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Mit dem richtigen Know How lassen sich Arbeit und Geld sparen und die Bedingungen für die Pflanzen im Growzelt optimieren. Wir sprechen hier insbesondere von der Scrogging-Methode unter LED, bei der Cannabispflanzen vor der Blüte mit Hilfe eines Netzes in die Breite gebunden werden. Schon ein paar wenige Pflanzen reichen aus, um so einen schönen, üppigen Blütenteppich zu kreieren ...

Auch unser Grower kann über Scroggen mit LED berichten, hat er doch, wenn auch eher unfreiwillig, eigene Erfahrungen mit dieser Growmethode gemacht. Als einmal nach einer Ernte sein Quadratmeter großes Growzelt gereinigt und desinfiziert für einen neuen Zyklus bereit stand, stellte er fest, dass etwa die Hälfte der Stecklinge, die nun ins Zelt einziehen sollten, nicht ausreichend gut durchwurzelt waren. Nach drei weiteren Tagen zeigte sich das Problem überdeutlich, denn während die eine Hälfte schon sichtbar an Blattmasse zulegte, stagnierte der Wuchs der anderen. Dass daraus nichts Gescheites mehr werden würde, war sich der Grower sicher und beschloss kurzerhand, alle Stecklinge zu entfernen und durch zwei Mutterpflanzen aus seinem Wachstumszelt zu ersetzen. Die Mutterpflanzen sollten sowieso aussortiert werden, um Platz im Wachstumsraum zu schaffen. Und das schien ihm eindeutig als die beste Lösung für diese Misere.

Scroggen unter LED 1

So stellte er die vitaleren Stecklinge zurück ins Wachstumszelt, vernichtete die „Kümmerlinge“ und konstruierte sich aus Bambusstöcken und einem Stück „Meterware-Plastikgitter“ (beides im Growshop erhältlich) ein passendes und stabiles Netz, worin er die Pflanzen vorsichtig „einweben“ wollte.

Die beiden ehemaligen Mutterpflanzen wurden hintereinander mittig auf den Boden des Growzeltes platziert und das neue Pflanzen-Netz darüber in der optimalen Höhe befestigt. Anschließend webte der Grower vorsichtig die Pflanzentriebe möglichst großflächig verteilt durch das Netz, ohne dabei die Pflanzen zu beschädigen.

Bevor die beiden Mutterpflanzen eingeflochten wurden, entfernte der Grower noch die schwachen unteren Triebe und verteilte die Tropfer seiner Bewässerungsanlage auf beide Töpfe der Mutterpflanzen, die nun im Blütezelt unter zwei LEDs in die Blüte geschickt werden sollten.

Ehe es in die Blütephase ging, schaltete der Grower seine LEDs für acht Tage auf Wachstum, damit die Pflanzen an Masse zulegen und ein schöner und üppiger Blütenteppich entstehen konnte. Während dieser Phase bewässerte der Grower noch von Hand und schaute täglich nach den Pflanzen, um neue oder weitergewachsene Triebe gleichmäßig im Netz zu verflechten.

Anfangs sind die frischen Triebe noch weich und lassen sich wunderbar biegen und formen. Je dicker die Stängel werden, umso mehr verholzen sie. Dadurch wird aus dem Biegen schnell ein Brechen. Und das will der Grower auf jeden Fall vermeiden, auch wenn er schon so manchen Bruch mit einem Stück Tape oder einer Schiene wieder „heilen“ konnte.

Scroggen unter LED 2

Nach gut einer Woche Wachstum unter LED schaltete der Grower die Lampen und seinen Bewässerungscomputer von 18 auf 12 Stunden um und hängte die LEDs entsprechend des Wachstums der vergangenen Woche ein wenig höher. Die Pflanzen wurden nun über die Bewässerungsanlage mit mineralischem Dünger und Additiven regelmäßig bewässert.

Das Pflanzenwachstum nahm etwa vier Wochen weiter zu, und so hatte sich ein Pflanzenteppich entwickelt, der das ganze Netz ausfüllte. Auch hatten sich überall Blütenansätze gebildet. Der Grower staunte nicht schlecht. Dass sich der Grow so positiv entwickeln würde, hatte er nie für möglich gehalten.

Erst vor nicht allzu langer Zeit hatte er Probleme mit der Luftfeuchtigkeit im Growraum gehabt. Zu viele Pflanzen standen auf zu engem Raum. Waren die Lampen aus, stieg die Luftfeuchtigkeit zu sehr an und Schimmelbefall drohte. Einmal ging dem Grower mehr oder weniger die ganze Ernte verloren, denn der Schimmel hatte sich unbemerkt im Inneren der Blüten gebildet, besonders in den schönsten und größten. Das soll ihm nie wieder passieren, hatte er sich geschworen.

Scroggen unter LED 3

Mit der Scrogging-Methode unter LED ist das Luftfeuchtigkeitsproblem „Schnee von gestern“. Die Luftfeuchtigkeit ist stark gesunken und selbst, wenn das Licht aus ist, steigt sie nicht über 50 Prozent. Auch Schädlinge können sich jetzt weniger stark ausbreiten, da zum einen das Substratvolumen, in dem sie gerne ihre Eier ablegen, gerade noch rund ein Zehntel beträgt, und zum anderen bedeutet weniger Substrat, das regelmäßig bewässert wird, auch eine geringere relative Luftfeuchtigkeit im Growzelt. Die Luftzirkulation im Zelt funktioniert dank der geringeren Blattmasse hervorragend und auch das Handling mit Pflanzen, Gießen, Vhecken usw. ist einfacher, weniger zeitaufwendig und cleaner.

Unser Grower ist begeistert und fragt sich insgeheim, warum er diese Methode nicht schon früher praktiziert hat? Sie spart ihm auch Arbeit beim Stecklingsschneiden, denn er benötigt keine große Mengen Stecklinge mehr, die er zuvor regelmäßig produzierte. Substratschlepperei ist ebenfalls Vergangenheit. Auch der Dünger wird effektiver und sparsamer verbraucht, als bei der Methode „Sea of Green“, die der Grower früher anwendete. Beim „Sea of Green“ werden möglichst viele kleine Pflanzen auf einer Fläche angebaut. Sie benötigen viel mehr Substrat, Wasser und Dünger. Bei einem nicht rezirkulierenden System geht da schon einiges an Dränagewasser drauf. Das ist beim Scroggen unter LED zwar auch nicht anders, doch hier werden statt etwa 150 Litern Substrat, gerade einmal 20 bis 30 Liter gebraucht und bewässert, und dementsprechend entsteht weniger Abfallwasser.

Scroggen unter LED 4

Ein weiterer Vorteil beim Scroggen unter LED ist eindeutig: Da das Licht der LEDs eine vergleichsweise geringe Tiefenwirkung besitzt, reicht die Lichtintensität oft nur für die ersten 10 bis 30 cm der Pflanzenspitzen aus, um große Blüten hervorbringen zu können.

Durch die große Netz-Oberfläche, die den teppichhaften Blütenwuchs ermöglicht, wachsen die Blüten unmittelbar nebeneinander, also horizontal, statt wie bei herkömmlicher Bepflanzung vertikal. So bekommen die Pflanzen im „Sea of Green“ oft nur eine oder zwei schöne Hauptblüten, darunter reicht es meist nur für kleine Buds. Dagegen hatten sich im „Blütenteppich“ viele große Blüten bilden können, nur wenige blieben klein.

Das macht dann auch die Ernte zu einem Erlebnis. Im Vergleich zur herkömmlichen Methode, bei der auch immer eine ganze Menge Grobschnitt anfällt, gibt es beim Scroggen unter LED so gut wie keinen Grobschnitt. Es bleibt hauptsächlich nur Feinschnitt übrig, der am Ende noch weiter verarbeitet werden kann. Meist leidet bei der Ernte das Netz und bislang musste es der Grower jedes Mal erneuern, doch da halten sich die Investitionskosten mit ein paar Euro deutlich im Rahmen des Machbaren.

Unser Grower hat nun drei Durchgänge mit dieser Grow-Methode absolviert und konnte jedesmal sein Ergebnis toppen. Im Vergleich zu seinem alten System mit möglichst vielen Pflanzen in 4-Liter-Töpfen auf einem Quadratmeter Fläche erntet er jetzt locker zehn Prozent mehr. Vor allem aber sind die Blüten insgesamt qualitativ besser und fetter geworden und verströmen ein intensives Aroma, typisch für Gras unter LED, wie der Grower sagt.

Scroggen unter LED 5

Wo Licht ist, da fällt auch Schatten. Bei all den positiven Dingen, die sich über die Anbaumethode „Scroggen unter LED“ sagen lassen, gibt es einen wichtigen Punkt, der zu Problemen führen kann, wird er nicht entsprechend beachtet. Es geht um das Zeitmanagement der nächsten Generation, sprich um den nächsten Wachstumszyklus. Um dieses System nahtlos am Laufen halten zu können, benötigt es alle neun Wochen neue Pflanzen, die groß genug gewachsen sind, um als Scrogging-Pflanze geeignet zu sein. Es hat sich für unseren Grower bewährt, die Pflanzen mindestens vier Wochen vor dem Scroggen wachsen zu lassen. Dann sind sie etwa 80 bis 100 cm hoch und können gut ins Netz eingeflochten werden.

Der Grower hat die geretteten Stecklinge in seinem Wachstumszelt mittlerweile umgetopft und jeweils drei Stecklinge zusammen in 10-Liter-Töpfe gesetzt. Die haben sich schon zu stabilen Pflanzen entwickelt und er hält sie für den nächsten Grow bereit. Danach geht es mit einer neuen Genetik weiter, die er schon hat keimen lassen und von denen er in Kürze erste Stecklinge schneiden kann. Die Stecklinge kommen nach dem Bewurzeln ins Stecklingszelt, und dann zu den Mutterpflanzen ins Wachstumszelt. Dort wachsen sie so lange weiter, bis wieder Platz im Blütezelt frei wird.

Scroggen unter LED 6

Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 2-2018. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.

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