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Ägypten-Reportage - Kiffen im Land der Pharaonen
Dass Ägypten nicht Amsterdam ist, versteht sich von selbst. Auch wehen einem keine Haschisch-Rauchschwaden in den Altstadt-Gassen entgegen ...
Doch als Teil der Alltagskultur ist Cannabis-Konsum weit verbreitet. Diskretion ist gefragt, für Urlauber und vor allem Einheimische drohen exorbitante Haftstrafen. Bei großen Mengen kann sogar die Todesstrafe verhängt werden.
Eben erst im chaotisch-dreckigen Kairo gelandet – es sollte eine Liebe auf den ersten Blick werden –, sind die Visa-Formalitäten und eine laxe Sicherheitskontrolle am Flughafen rasch erledigt. Doch mir schmerzt es wegen der extremen Luftverschmutzung der Millionen-Metropole schon fast in der Lunge, als ich die erste, lange herbeigesehnte, selbst gerollte Zigarette just am Ausgang rauche. Wo sich gewohnt prompt, wie in Marokko auch, eine Schar an Taxifahrern anbiedert. Alle abgewimmelt, bis auf den scheinbar Ältesten, Mahmoud, weißes Bärtchen, weißes Haar, maroder, verbeulter Lada: Perfekt, denn was zählt, sind die Fahrpraxis und der ausgehandelte Preis. Und er war der erste, der beim Anblick meines Tabakbeutels und der aus Gewohnheit stets leicht konisch gedrehten Kippe mit einem freundlich-verschmitztem Lächeln auf dem fast zahnlosen Mund „Haschiiiiesch?“ fragte. Mit teils über 100 Kilometern in der Stunde, kontinuierlich hupend, während er eine meiner Zigaretten im Mundwinkel hat, bringt mich Mahmoud rasch nach Down-Town Kairo. Englisch spricht er kaum, meine ziemlich grundlegenden Arabisch-Kenntnisse, stark marokkanisch eingefärbt, amüsieren ihn aber allemal. „Ishta!“, ägyptischer Dialekt für „wunderbar“, schnappe ich gleich einmal auf.
Ich bin, was den durchaus drakonischen Strafrahmen für Cannabis-Besitz angeht, etwas eingeschüchtert, handele es sich um „Bango“ für das eher zweit- bis drittklassige Gras, oder um Haschisch für das Cannabis-Harz (wobei das i lange betont wird). Bei beträchtlichen Mengen sind bis zu 20 Jahre Haft oder gar die Todesstrafe drin, wobei ebenso ein paar Jährchen schon für den Besitz von Kleinstmengen drohen. Wegen der aus Erfahrung durchweg peniblen Sicherheitskontrollen am deutschen Heimatflughafen (bis hin zum Wühlen mit den Fingern im Tabakbeutel – nicht einmal hier hat man noch Privatsphäre …), habe ich auch kein noch so kleines Krümelchen in meiner Hosentasche (ein vielfach bewährter Ort übrigens, doch dazu später). Etwas aufzutreiben, sollte in Ägypten auch kein Problem sein, versicherten mir einige Freunde und Bekannte, die teils auch mindestens ein Semester in Kairo studiert hatten. Haschisch, in erster Linie aus Marokko importiert, und die qualitativ weit dahinter anzusiedelnde Eigenproduktion sind im ägyptischen Alltag weit verbreitet, sagte man mir, und meine Informanten sollten damit in allen Belangen Recht behalten. Diskret sollte man sein, den Joint lieber im Privaten rauchen und im Hotelzimmer den Qualm gründlich aus dem Fenster pusten. Bei Bedarf solle ich das gute, alte und nasse Handtuch über den Türschlitz legen, riet man mir. Kurzum, gesunde Paranoia eben. Ganz so schlimm sollte es dann auch wieder nicht werden.
„Kiffer-Göttin“ und Mumien-Drogentests
Dabei hatte Cannabis im alten Ägypten bereits seine Bedeutung. Der Gottheit der Schreiber, der Weisheit und des Wissens, Seshat oder Seschat, sagt man auch nach, „Göttin des Hanfes“ gewesen zu sein. Und der berühmte Ebers-Papyrus (etwa 1700 v. Chr.), heute im Besitz der Universität Leipzig, ist, wenn man so will, das erste Schriftwerk der Medizin und rät zum Auftragen von Tinkturen mit Cannabis, konkret zur Heilung von Wunden an Fingern und Zehen, die von Parasiten infiziert wurden. Aber auch „Cannabis-Vaginalzäpfchen“ zur Schmerzlinderung bei Geburten kommen darin vor. Bei der Analyse von Mumien wurden auch Hanf-Pollen nachgewiesen, was auf einen verbreiteten Anbau schließen lässt. Kontrovers werden bislang Drogentests an Mumien betrachtet, wo erhebliche THC-Konzentrationen festgestellt wurden, die auf den gewohnheitsmäßigen Konsum vor Jahrtausenden schließen lassen. So viel erst mal zur Geschichte, denn mich interessiert vielmehr die Gegenwart, in der das strikte Cannabisverbot nicht nur den USA zu verdanken ist, sondern auch dem einstigen König Fu’ad I., dem die „lasch und arbeitsfaul machende Wirkung“ des Hanfs auf seine Untertanen bereits 1925 ein Dorn im Auge war. Nichtsdestotrotz ist Haschisch durch das arabisch geprägte Jahrtausend in der doch lange alkoholfreien Gesellschaft ein fixer Bestandteil des Alltags gewesen – und geblieben. So sollen sich auch Napoleons Truppen bei der „Ägypten-Expedition“ mangels verfügbaren Alkohols mit „Dope“ von den Schlachten erholt haben.
Selber rollen schafft „Freunde“
Erst eingecheckt, fragte man mich an der Rezeption gleich, ob ich mir denn nicht das große Kairoer Fußballderby al-Ahly gegen Zemalek ansehen werde? Der große Fußballfan bin ich nicht, zugegeben, aber dieses Spitzenspiel ist legendär, die Rivalität sucht weltweit ihren Vergleich. Und es ist eine ideale Gelegenheit, sich unter die Einheimischen zu mischen. Abwarten und Tee trinken ist daher angesagt, auf der Terrasse des traditionsreichen Café- und Teehauses Zahret Al Bostan unweit des berühmten Café Riche, einem Durchgang neben einer imposanten, neoklassizistischen Bürgerhaus-Fassade glanzvollerer Zeiten. Auf Wandmalereien sind hier nicht nur die (Pop-) Stars der ägyptischen, jüngeren Geschichte aus Musik (Umm Kulthum) und Literatur (Nagib Mahfuz, 1. Literaturnobelpreisträger der arabischen Welt), bis zur Kicker-Ikone Mohamed Salah verewigt, auch ein bunt-gemischtes, größtenteils junges Publikum, darunter auch viele junge Frauen, die sonst in Teehäusern eher selten gesehen sind, rauchen Wasserpfeife, trinken Hibiskus-Tee (herrlich!), frischen Mango-Saft (göttlich!) oder türkischen Kaffee und so manch Dose Sakkara-Lagerbier steht auf den Tischen (wird hier aber nicht verkauft!).
Es dauert nicht lange, und nach der zweiten selbst gerollten Zigarette, Tabakbeutel und Papers offen auf dem Tisch präsentiert, gesellt sich ein Mann zu mir, Mohktar, um die 55 Jahre junggeblieben, und kommt ins Gespräch mit mir. Er habe in den USA gearbeitet, zückt seinen US-Pass und fragt, ob er sich eine „selber drehen“ kann (der Kenner sieht, er kann es!), und schweift nach ein bisschen Small-Talk auf das allseits interessante Thema.
„Rauchst du?“
„Klar“, antworte ich, „siehst du ja, Zigaretten“. Noch habe ich meinen Tabak aus der Heimat mit deutschem Warnaufdruck, aber auch bereits einen erstaunlich guten, wenngleich etwas trockenen ägyptischen Matossian-Tabak (40 Gramm, umgerechnet 1,50 Euro, 300 LE) nachgekauft.
„Nein, Haschisch!“, sagt Mohktar und lacht.
„Ich habe mir sagen lassen, das ist etwas kompliziert“, entgegne ich.
„Blödsinn, alle rauchen.“
„Und die Polizei?“ frage ich.
„Mach dir keine Sorgen, die lässt Touristen in Ruhe. Rauch halt nicht in der Öffentlichkeit, lieber ganz entspannt im Hotel. Oder in ‚Ägypter-Clubs‘“. Eine Kostprobe habe er dabei, das könnten wir nachher im Club antesten, als Joint oder über den Schischa-Tabak gebröselt. „Das stört dort niemanden.“ Dazwischen holt er einen Bekannten dazu, mit dem ich in die Weiße Wüste und zum Kristallberg fahren könne, doch mein Zeitplan sieht für das erste eine andere Route vor: nach Alexandria und zur Oase Siwa.
Bauchtänzerinnen, Stella-Bier und Kitt-Brösel
Ich hatte eigentlich vor, die Nacht im Kairo Jazz Club oder dem Zigzag-Club zu verbringen, je nachdem, was auf dem Programm steht, Live-Musik oder ein Electronic-DJ-Set, wie es mir ein Bekannter nahegelegt hat. Auch Cannabis-Kontakte zu knüpfen, die in den Metropolen einfacher herzustellen sind, war mein Ziel. Aber was soll‘s, man muss flexibel sein. King’s Club heißt die Adresse, kaltes Stella-Bier, Bauchtänzerinnen, „Habibi“-Livesänger restlos übersteuert und irrsinnig laut (mein Gehör brauchte eineinhalb Tage, um sich davon zu erholen, und ich bin so einiges gewohnt!), und endlich: Joints und Schischa! Mohktar rollt und rollt munter Tüte für Tüte, bestellt Bier für Bier, und die Stunden purzeln so dahin, während kleine Geldscheine (5 bis 20 ägyptische Pfund, LE, 25 Cent bis 1 Euro) als Trinkgelder für Kellnerinnen, Tänzerinnen, DJ und Sänger durch die Luft gewirbelt werden. Fast psychedelisch wirkt dabei die Disko-Beleuchtung im 70er-Jahre-Stil, Disko-Kugel und etwas Schwarzlicht inklusive.
Weil man sich bei der Lautstärke ohnehin kaum unterhalten kann, konzentrieren wir uns auf Entspannung. Irgendwann, so um vier Uhr am Morgen, geht es dann noch ums Geschäftliche. Ein etwa 13 bis 14 cm langes, fingerdickes Stück wird mir angeboten, meiner Grammwagen-Fein-Sensorik im Handgelenk nach etwa 13 bis 14,5 Gramm, für 60 US-Dollar oder 1200 LE. Das ist für Ägypten, wo der Durchschnittslohn zwischen 80 und 100 Euro ausmacht, eine Menge und beinhaltet sicherlich einen „Touri-Zuschlag“. Aber es ist marokkanischer Import in überraschend hoher, gewohnter Qualität. Die Hälfte reicht mir ohnehin locker aus für die geplante Tour. Der einstige Exportschlager aus dem Libanon, der „Rote Libanese“, schafft es so gut wie gar nicht mehr nach Ägypten, lamentiert Mohktar, aber Opium, wofür sein Land berühmt sei, könne er auftreiben. Ich lehne dankend ab. Und ins Hotel bringt mich zum Glück ein Taxi, sonst hätte ich mich sicherlich verlaufen.
Weiter geht es tags darauf zu einem Abstecher zu den Pyramiden und weiteren Haschisch-Anekdoten mit einem überaus gechillten Kamel-Panorama-Reittour-Anbieter – inklusive Klaustrophobie-Faktor mit Muskelkatergarantie im Inneren der Cheops-Pyramide und in der 3. Klasse im Zug nach Alexandria. Das heißt fast fünf Stunden Zugfahrt (für umgerechnet 50 Euro-Cent!), umgeben von Ägyptens junger Generation, Zugluft statt Klimaanlage (eine Freiheit, die ich in Europa stets misse, ist es, aus der offenen Zugtüre heraus den Fahrtwind zu spüren), mit der einen oder anderen Tüte, die Reisekollegen unter dem Handrücken verdeckt kursieren lassen, um die Fahrt kurzweilig zu machen. Den aufkommenden Hunger machen zuckerhaltige Kalorienbomben aus Sesam und Kichererbsen zu je umgerechnet 25 Euro-Cent, „Samsamilla“ und „Hommus“ genannt, und übersüßer Tee wett.
Einmal angekommen in der herrlich mediterranen, weltoffen-herzlichen Metropole, weht gleich ein anderer Wind. Und nach der Hitze und dem Dreck Kairos zieht es mich an die Mittelmeerpromenade Corniche. Wo ich prompt auf den vorgelagerten Betonklötzen zur Küstenbefestigung zum Sonnenuntergang unbehelligt und unbemerkt einen kleinen Spliff rauchen kann, kleingehalten, denn der Küstenwind will auch seinen Teil! Ohnehin umschmeichelt mich hier auch im Zentrum weit öfter als in Kairo der liebgewonnene, fein-süßliche Duft, ein deutliches Zeichen mehr, dass „Alex“, wie die Bewohner ihre Stadt nennen, weit entspannter ist, als die Hauptstadt Kairo. Nach ein paar Falafel- und Foul-Sandwiches (mit typischem Bohnenpüree, leicht säuerlich), decke ich mich noch, ehe es ins Hotel geht, mit arabischen Süßigkeiten ein. Die Prepy Patísserí entpuppt sich dabei als regelrechtes Paradies, nicht nur für kiffende Naschkatzen. Da das Rauchen an sich glücklicherweise in den allermeisten Hotels erlaubt ist, qualme ich noch eine gut gewürzte Gute-Nacht-Zigarette aus dem Badezimmerfenster, sicher ist sicher.
Paradies an der libyschen Grenze
Zu einer vertretbaren Abfahrtszeit, nämlich um elf Uhr, setzt sich am nächsten Tag der Bus der West Nile Delta Linie in Bewegung, Gerüchte und Posts in Online-Foren zum Trotz ist es kein Problem für Ausländer, an Tickets und in den Bus zu gelangen. Ein bisschen nervös bin ich schon, denn es geht zur Oase Siwa, südwestlich und nahe der Grenze zu Libyen. Militär- und Militärpolizei-Checkpoints sind häufig anzutreffen. Gepanzerte Fahrzeuge, Dutzende Soldaten, die aber meist eher gelangweilt in die Ferne starren, machen zwar auf den ersten Blick Eindruck, aber all das braucht einen nicht weiter nervös zu machen. Ein EU-Pass muss meist nicht einmal durchgeblättert werden, ein Militärpolizist vergleicht nur mein Pass-Foto mit meinem Gesicht.
Selbst als ein Rucksack scheinbar verwaist und niemandem gehörend von keinem der Fahrgäste als seiner identifiziert wurde, stresst es keinen Beamten und keinen Reisenden. Sprich, auf der Fahrt zu einem der größten Dattelpalmenhaine Ägyptens bleibt meine kleine „Dattel“ in der Hosentasche unentdeckt. Über 600.000 Palmen ergrünen die herrliche Oase Siwa, die bereits in der Antike ein wichtiges Orakel beherbergte (das Alexander den Großen zum Pharao machte!), einzige Berber-Enklave Ägyptens, mit einem Salzsee, wo man wie im Toten Meer sich einfach treiben lassen kann, das „Große Sandmeer“ der Sahara am Horizont. Entspannung total lautet das Programm in einem überaus gechillten Hotel, wo es nicht einmal Strom gibt, just am Salzsee, umgeben von herzlichen Menschen, Lemongrass-Tee und dem reinsten Trinkwasser Ägyptens (Hiyat), das hier abgefüllt wird. Was will man mehr? Ab in die Wüste natürlich, mit dem Allrad-Guide, zum einem kristallklaren kühlen Wüstensee und heißen Schwefelquellen. Die Oase ist ein einziger Spa-Bereich, doch das Orakel bleibt auf meine Fragen hin erwartungsgemäß stumm – wie schon seit Jahrtausenden. Ich will eigentlich nicht mehr weg von hier, noch dazu, da vor mir nun knapp 1500 Kilometer durchgehende Fahrt liegen: nach Luxor. Diesmal heißt es auch 1. Klasse, bequemer allemal, wo aber primär nur regulärer Rauch akzeptiert wird und ich doch die Zugfahrten in Marokko zu vermissen beginne oder die in der 3. Klasse, die einfach kurzweiliger waren.
Omnipräsent ist in Ägypten auch ein alter Bekannter: Bob Marley ziert eine Vielzahl von Tabakläden und Kiosken, Rastas sind auch in der Jugendkultur verbreitet. Aber auch das Hostel in Luxor trägt seinen illustren Namen, was mich durchaus zur Wahl bewegte, und es sollte kein Fehler gewesen sein. Ich war nicht der einzige Backpacker, der dabei an eine Cannabis-freundliche Unterkunft dachte. Was nicht heißen soll, dass dort offen in der Lobby geraucht wird, aber abends auf der Dachterrasse oder auf der Couch im Chillbereich am Eingang kommt sicher nicht die Polizei wegen eines Spliffs vorbei. Dazu kühles Stella-Bier und der Kultur und Kontinente überschreitende Brückenschlag von den USA, Mexiko über Einheimische bis hin zu einem liebenswerten Celtic-Glasgow-Fan ist über Tage perfekt. In einer Seitengasse im Zentrum findet sich außerdem ein Tabakladen im Headshop-Look und mit Rasta-Verkäufer, der unter anderem auch lange Qualitäts-Papers auf Lager hat, deren Nachschub ich längst nötig hatte. Luxor braucht seine Zeit, die Hitze lähmt (über 42 Grad), Tempel wie Karnak oder Luxor, das Ramesseum, das Tal der Könige, allesamt Eindrücke, die überwältigen und ewig in Erinnerung bleiben werden. Ganz zu Schweigen vom Sonnenuntergang an der Corniche-Nilpromenade und gefühlten Hektolitern an Mango- und Zuckerrohr-Saft neben Hibiskus-Tee. Aus Luxor nehme ich auch mit, wie wegen meiner selbstgedrehten Zigaretten sogar ein Touristen-Polizist Humor bewies, indem er einmal mehr „Haschiieesch?“ fragte und dabei herzhaft lachte – ohne Hintergedanken, mich jetzt penibel durchsuchen zu wollen, ganz im Gegenteil. Zum Glück!
Abtauchen und Abflug
Noch einen Abstecher nach Assuan und Abu Simbel, die dort heimische, nubische Bevölkerung ist ähnlich entspannt wie die Berber in Siwa. Der Tabak wird hier gleich aus den nahen Sudan geschmuggelt und wer sich hier diskret gibt und im Hotel oder der Ferienwohnung das kleiner werdende Bröckchen verraucht, wird stressfreie Tage verleben.
Eine Schrecksekunde musste aber noch sein, und zwar auf dem Weg ans Rote Meer, den auch die Polizei kontrolliert, umgeben von Kollegen mit umgehängten Maschinengewehren. Die Beamten sind allerdings zumeist überaus freundlich und in erster Linie darauf erpicht, Rasern Knöllchen aufzudrücken. Das Gepäck, insbesondere das von Touristen, interessiert sie weit weniger als deren Geldbeutel. Doch weil mein Fahrer zu stark auf das Gaspedal trat und die Beamten offenkundig gelangweilt waren, ging es dann kurz vor Safaga erstmals an mein Gepäck – und das durchweg interessiert und bis ins Detail. Kurz davor habe ich noch mit dem ebenso Cannabis-affinen Fahrer über das Thema gesprochen, er rauche nur abends zur Entspannung, meinte er. Wie ich in gewisser Weise auch. Aber der mittlerweile auf ein Krümelchen geschrumpfte Marokkaner in der Hosentasche bleibt einmal mehr unentdeckt. Das Knöllchen wird dann auch noch erlassen, also normalisiert sich der Puls wieder, ehe es zum mit Wodka-affinen Russen bevölkerten Ressort-Hotel mit Beach-Disko (ein Alptraum!) geht. Naja, der einzige Grund, hier abzusteigen, war das Tauchen, eines meiner liebsten Hobbies. Ohrenstöpseln und dem letzten Restkrümel sei Dank, bleibt mir die Nachtruhe dem Grölen zum Trotz erhalten. Und das Abtauchen ins Rote Meer, eine Wunderwelt, noch voller Leben und Farbe, traumhaft schön. Just das richtige Finale vor dem Abflug aus Kairo, der mich zum Stop-Over auf gewohntes Terrain bringen sollte: nach Casablanca, Marokko, an die Quelle eben.
Fazit: Gras und Haschisch sind problemlos in Ägypten zu bekommen, Obacht ist geboten wegen Abzockern (Feilschen!) und Polizeikontrollen – es drohen lange Haftstrafen, laut Strafgesetzbuch kann auch die Todesstrafe verhängt werden. Wobei die allermeisten Beamten bei EU-Pässen oder Ausländern von peniblen Kontrollen absehen. Eine Garantie ist das aber nicht. Zudem wird beim Zutritt zu fast allen Sehenswürdigkeiten ein Gepäckscan und eine Rucksack-Kontrolle durchgeführt, überdies muss man Metalldetektoren passieren. Es kann durchaus sein, dass man abgetastet wird. Es bietet sich an, sein Haschisch im Hotel zu lassen und nur minimale Mengen für den Sightseeing-Tag einzustecken.
Mario Jandl
Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 1-2019. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.
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