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Sommer, Sonne, Sativas – 12 Traumziele mit einem Herz für Hanf
Waren Amsterdam und das dänische Christiania früher so ziemlich die einzigen wirklich cannabisfreundlichen Reiseziele außerhalb der traditionellen Anbaugebiete Nordafrika, Mittelamerika und Asien, bieten heutzutage einige Regionen Spaniens, Kanadas, der USA sowie ein paar andere Orte auf der Welt Reisenden neben den zahlreichen touristischen Attraktionen auch die Möglichkeit, den Tag ohne viel Aufhebens bei einem entspannenden Joint ausklingen zu lassen.
Ganz oben auf der Liste steht natürlich weiterhin Amsterdam mit seinen nahezu 200 Coffeeshops. Die Grachtenmetropole ist seit fast einem halben Jahrhundert berühmt für die Duldung von Cannabis-Fachgeschäften. Weil die Auflagen für deren Betrieb in den vergangenen Jahren immer strenger geworden sind, gibt es jedes Jahr weniger Shops, die aber die gleiche Menge an Kunden bedienen (müssen). Von den einst fast tausend Läden sind nur 200 übrig, in denen fast immer reger Andrang herrscht. Viele Shops mussten im Lauf der letzten paar Jahre ein Rauchverbot verhängen, um nicht ganz schließen zu müssen. Wo noch geraucht werden darf, ist es oft schwer, einen gemütlichen Sitzplatz zu finden. Auch gibt es leider keine Extrakte und Konzentrate, da die in den Niederlanden als harte Drogen gelten und nicht geduldet werden. Trotzdem bleiben die angebotene Sortenvielfalt und Atmosphäre in der Hafenstadt einzigartig.
Barcelona
hat sich zu Europas heimlicher Cannabis-Hauptstadt entwickelt. Zahlreiche Cannabis Social Clubs haben kein Problem mit Besuchenden aus aller Welt. In einigen Clubs braucht es die Empfehlung eines anderen Mitglieds, andere agieren fast wie Coffeeshops. Gegen eine Mitgliedsgebühr zwischen 10 und 50 Euro kann man dann ein Jahr lang aus vielen Sorten auswählen. Die Preise sind moderat und liegen oft unter zehn Euro/Gramm. Seit einiger Zeit bieten die meisten Clubs auch eine große Auswahl exquisiter Konzentrate und Extrakte an. Last but not least gibt es im Hash, Marijuana & Hemp Museum eine Menge Historisches und Informationen rund um die auch in Spanien immer noch verbotene Pflanze.
US-West Coast
Cannabis ist seit letztem Jahr an der gesamten Westküste der USA legal. Nach Washington State (2013) und Oregon (2015) hat sich mit Kalifornien 2016 auch der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA per Volksentscheid für die Legalisierung von Cannabis entschieden. Wer die landschaftlich extrem reizvolle Westküste entlangreist, wird feststellen, dass es bei der Regulierung von Cannabis große Unterschiede gibt. In Washington State darf man nicht an der Ware riechen, weil weder Samples noch das Brechen des Verpackungssiegels legal sind. So kauft man oft die Katze im Sack. Das Klima an der Grenze zu Kalifornien ist schon fast mediterran und die draußen angebauten Sorten entsprechend aromatisch und potent.
Genau wie in Washington State darf Cannabis nur auf Privatgelände konsumiert werden, cannabisfreundliche Bars oder Cafés wie in Vancouver oder Amsterdam sind in keinem Staat entlang der Westküste gestattet. Derzeit stellen sich die ehemaligen Medical Dispensaries gerade auf Lizenzen um, die auch den Verkauf von Cannabis zum Freizeitgebrauch beinhalten. Dort können jetzt auch Touristen aus aller Welt Cannabis kaufen, denen der Zutritt in eine Medical Dispensary all die Jahre zuvor verwehrt geblieben war. In einigen Städten Kaliforniens gibt es, anders als in Oregon oder Washington State, sogar Cannabis Clubs, in denen man als Mitglied auch konsumieren darf. Aufgrund des riesigen Angebots ist das Gras hier etwas günstiger als in den nördlichen Bundesstaaten. Blüten, Extrakte und Konzentrate stammen sowohl aus Indoor- wie aus Outdoor-Anbau.
Nimbin
Am anderen Ende des Pazifiks hat Australien mit Nimbin das cannabisfreundlichste Reiseziel des fünften Kontinents. Das Dorf in New South Wales ist das Amsterdam Australiens, wo laut Wikipedia "eine Cannabiskultur offen gepflegt (wird), obwohl in New South Wales der Konsum und Anbau illegal sind". Der Produzent von THC-, CBD-, und THCA-Tinkturen, "Mullaway Medical Cannabis" aus Nimbin, versorgt derzeit auf Duldungsbasis viele australische Patienten mit Cannabisprodukten. Darunter auch die landesweit bekannte, zehnjährige Tara, die an einer seltenen Form der Epilepsie, dem Dravet-Syndrom, leidet. Leider kommt die Polizei in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal zu Besuch, um dem in ihren Augen allzu bunten Treiben Einhalt zu gebieten. Doch nach deren Abzug öffnen die Fachgeschäfte umgehend wieder ihre Türen.
Christiania
So war es auch bis 2016 in Christiania. In der ehemaligen Kaserne in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen gab es jahrzehntelang Haschisch und Gras unter freiem Himmel zu kaufen. Doch die eigentlichen Bewohner des alternativen Projekts hatten schon lange nichts mehr mit dem Verkauf zu tun. Der wurde im Laufe der letzten Jahre von Straßendealern übernommen, die den Schutz des autonomen Projekts auszunutzen wussten. Nach einer Schießerei zwischen Dealern und Polizei hatten sich die Bewohner 2016 zu einem drastischen Schritt entschlossen und die Verkaufsstände der Pusher Street mit Bulldozern niedergewalzt. Seitdem hat sich eine Straßenszene rund um die Kopenhagener Oper etabliert, die sich nicht von denen anderer Großstädte unterscheidet. Christiania und Kopenhagen sind deshalb eher als Anachronismus, denn als cannabisfreundliches Reiseziel für den kommenden Sommer zu betrachten.
Kanarische Inseln
Auf den näher an Marokko als dem spanischen Festland gelegenen Inseln konnten sich zahlreiche Cannabis Social Clubs etablieren. Die sind zwar definitiv nicht auf Business mit Touristen aus, doch besonders in Teneriffa trifft man viele Saisonarbeiter aus der EU beim gemütlichen Chill-Out, die nach dem anstrengenden Job in einer der vielen Clubs von Los Americanos oder Los Llanos entspannen. Anders als im Baskenland oder in Barcelona kommt hier sehr viel Cannabis aus dem Freilandanbau. Mit ein wenig Geschick sind auf den kanarischen Inseln aufgrund der relativ gleichmäßigen Tag-Nachtrhythmen bis zu vier Ernten pro Jahr möglich.
Jamaika
Die kleine Insel in der Karibik würde Cannabis am liebsten sofort legalisieren, fürchtet aber den heiligen Zorn der USA, die sich Mitte der 1970er Jahre schon einmal wegen einer zu liberalen Cannabispolitik in die Innenpolitik des Landes eingemischt hatten. Doch mit der Legalisierung von medizinischem Cannabis, dem legalen Anbau und Besitz aus religiösen Gründen und einigen anderen Schritten hat Jamaika Cannabis schon jetzt de facto legalisiert. Der Inselstaat fördert medizinischen Cannabis-Tourismus massiv, Patienten können sich schon am Flughafen für das Medical Cannabis Programm registrieren lassen. Außerdem produzieren jetzt schon einige Firmen Cannabis und Extrakte in medizinischer Qualität.
Chefchaouen
ist das Tor zum marokkanischen Rif-Gebirge, dem größten Cannabis-Anbaugebiet der Welt. Die Blaue Stadt liegt nur vier Reisestunden vom spanischen Algeciras entfernt und ist Reiseziel vieler junger Menschen aus ganz Europa. Besonders für Spanier ist ein Kurztrip nach Chefchaouen das, was man in Deutschland, Frankreich oder Belgien unter einem „Amsterdam-Trip“ versteht. Haschisch ist in der Blauen Stadt allgegenwärtig, Bier und Wein hingegen gibt es ausschließlich in Touristen-Bars oder staatlichen Alkoholläden zu horrenden Preisen. Trotz der allgegenwärtigen Polizei-Checkpoints hat die Gegend den Wildwest-Charakter der früheren Jahre verloren. Aufdringliche Haschbauern, die ahnungslosen Touristen die Kilos früher förmlich aufgedrängt haben, sind heute Geschichte. Neben Trekking-Touren, die man überall offiziell buchen kann, werden unter der Hand auch Haschfarm-Sightseeing-Trips ins wirklich sehenswerte Umland angeboten.
Himachal Pradesh
ist das Gebiet im Norden Indiens, wo das traditionelle indische Charras-Haschisch in Handarbeit produziert wird. Die größeren Städte wie Manali, Kullu oder Kasol sind beliebte Reiseziele und seit Jahren in allen Ausgaben von Rucksack-Reiseführern zu finden. Um die zahlreichen Touristen aus aller Welt unkompliziert mit dem begehrtesten Agrarprodukt der Region zu versorgen, haben die heimischen Bauern und Händler einem Bericht der „Hindustan Times“ zufolge eine Art digitalen Lieferservice für Haschisch ins Leben gerufen. Der funktioniert so: Besucher, die auf ihrem Instagram-Account einen Hashtag wie #Kasol oder #Manali posten, der auf einen Aufenthalt in der Region schließen lässt, haben plötzlich einen oder mehrere lokale Follower. Später gibt es dann eine private Nachricht wie diese: “Ich kann nach Chandigarh liefern, aber das kostet 500 Rupien pro Tola extra. Wir können bis zu einem Kilogramm verschicken, weil unsere Leute auf dem Postamt so viel verpacken können, ohne dass es entdeckt wird.“ Der Banktransfer wird über den WhatsApp-Account abgewickelt und der Deal ist in trockenen Tüchern. Den Chef der örtlichen Polizei von Kullu, Padam Chand, scheint das nicht allzusehr zu kümmern. Er kommentierte die digitalen Deals gegenüber dem Korrespondenten der Hindustan Times: “Sehen Sie, hier wird Charras verkauft und auch exportiert. Das ist eine Tatsache. Wir arbeiten ständig daran, es einzudämmen. Wir haben vor einigen Monaten Hinweise auf den Verkauf (über soziale Medien) erhalten, wobei allerdings nicht viel rauskam. Vielleicht sind es einfach nur Betrüger, wir bleiben dran.”
Mit Ausnahme von Südamerika haben wir hier Cannabis-Paradiese auf allen fünf Kontinenten angeführt. Gerne hätten wir auch Uruguays Hauptstadt Montevideo als den Vertreter Südamerikas erwähnt. Immerhin verkaufen die ersten Apotheken dort seit Juli Cannabis. Allerdings nur an Konsumenten, die sich vorab registrieren lassen, Touristen sind vom Erwerb ausdrücklich ausgeschlossen. Trotzdem ist es für Reisende sicher nicht sehr schwierig, in Uruguay ein paar Blüten zu erwerben. Wer aber Cannabis-Touristen ausdrücklich außen vor lassen möchte, hat sie auch nicht verdient.
Sensi Seeds
Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 3-2018. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.
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