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Interview mit SoulBreeders, Granada, Spanien
Ein Gespräch mit Pato Jopos, "Chief of Strains" bei SoulBreeders
Während meiner "Schweiz-Zeit" gab es einen ständigen Bedarf an Mitarbeitern, die aus Rohware (Pflanze ohne Hauptstamm) manikürte Buds herstellten. Meistens stammten sie aus unserem persönlichen Umfeld, viele wurden aber auch am Bahnhof von Locarno aufgepickt und landeten dann in einer unserer Produktionsstätten. Mein Freund Werner hatte da ein sehr geschultes Auge. Da waren viele Hippies dabei, sogar ein paar Punks. Und Backpacker aus aller Herren Länder, die sich allesamt perfekt integrierten und gute Arbeit leisteten.
So gelangten auch Pato und seine damalige Freundin zu uns. Ein spanisches, recht Cannabis-affines Pärchen auf Europa-Tour. Wir wohnten zusammen, arbeiteten zusammen und als die Saison vorüber war und wir uns trennten, war allen klar, dass diese Freundschaft von Bestand sein wird. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen, in der wir uns zwar nicht persönlich getroffen haben, aber doch ständig miteinander in Kontakt standen. Jetzt, im Sommer 2016, war es soweit. Endlich würde ich Pato wiedersehen und mir ein Bild davon machen können, was er hier so machte in Granada, der heißesten Stadt Spaniens.
grow! Grüß dich, Pato! Wie schön, mal wieder einen Joint mit dir zu rauchen. Es müssen ziemlich genau zehn Jahre sein, dass wir in der Schweiz zusammengearbeitet haben, oder? War ne tolle Zeit. Aber danach ging es für dich erst richtig los. Magst du uns erzählen, wie sich das alles entwickelt hat? Soweit ich weiß, hatte das mit Scotty zu tun, einem zu der Zeit sehr bekannten und erfolgreichen Breeder, der (in der Schweiz) für Greenhouse Seeds tätig war.
Pata Jopos: Hallo, Amigo mio! Ja, große Freude meinerseits. Und dass du mich jetzt auch noch für ein deutsches Hanf-Magazin interviewen willst, ehrt mich sehr. Ja ja, die Schweiz-Zeit. Tatsächlich hat dort alles angefangen. Vorher war ich nur Kiffer und am Endprodukt interessiert, aber dank Scotty hat sich meine Sicht auf Pflanzen im Allgemeinen und Cannabis im Besonderen total verändert. Die Passion, die Liebe und die Hingabe, mit der er den Pflanzen begegnet, waren für mich neu und als Erfahrung überwältigend. Ich habe das dann eins zu eins übernommen. Fürs Breeding brauchst du Herz, Seele und viel Geduld.
grow! Scotty war also dein "Guru" und auch dein Freund. Hast du noch Kontakt zu ihm? Und ne Ahnung, was er jetzt so treibt?
PJ: Ja, nach all den Jahren auf der Suche nach möglichst potenten Strains hat er sich seit einiger Zeit dem "Medical Marihuana" verschrieben. CBD-reiche Sorten, du weißt. Auf dem Gebiet bin ich allerdings noch ziemlich am Anfang. Noch liegt der Focus bei SoulBreeders auf Recreational Weed. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, einen Klassiker wie z. B. "White Widow" zu schaffen.
grow! Hast du damals irgendwelche Genetik von Scotty mitnehmen können, mit der du dann arbeiten konntest?
PJ: Wie gesagt, seine "White Widow" und dazu die "Super Silver Haze" habe ich beide seitdem als Mutterpflanzen. Ideal als Basis zum Herumprobieren. Obwohl: Breeding bedeutet ja weniger Experimentieren als vielmehr Selektieren. Mit ganz, ganz viel Geduld.
grow! Hast du denn damals Schweizer Genetik mitgebracht? Ich erinnere mich an Leckerlis wie "Alpine Queen" und "Erdbeerli".
PJ: Leider nein. Was mich interessieren würde, ist die "Purple Ticino". Eine ganz ausgezeichnete Varietät. Die haben wir auch gelegentlich verarbeitet damals, weißt du noch? Sehr psychedelisch in der Wirkung.
grow! Ach, wo wir ne Stunde lang völlig fasziniert glaubten, auf dem Marktplatz spiele Pink Floyd, und als wir uns dann endlich aufgerafft hatten und hingegangen sind, stand da ne viertklassige Country-Band und schrammelte erbärmlich vor sich hin. Ey, Mann, da waren wir wirklich sehr bekifft. Aber nächste Frage: Als du zurück warst in Spanien, wie ging es dann weiter? Hast du zufällig jemanden gefunden, der gerade einen Breeder brauchte?
PJ: Ja, nach einiger Zeit war es tatsächlich so. Aber der Anfang war nicht einfach. Der einzige Job in der Branche, den ich ziemlich schnell fand, war "Cloning". Das hab ich also ne Zeitlang gemacht. Eher langweilig. Und absolut nicht das, was ich eigentlich wollte. Aber dann traf ich Leute, die eher das machten, was mir so vorschwebte. Auch hier habe ich noch einiges lernen können. Vor allem aber bin ich damit in ein Netzwerk von Gleichgesinnten vorgedrungen, mein Name machte die Runde und somit bin ich bei "Kannabia" gelandet. Auch wenn ich dort nicht mehr tätig bin, schulde ich den Jungs eine Menge Dank. Sie haben von Anfang an an mich geglaubt und mir viel Zeit gegeben, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Hier habe ich praktisch den letzten Schliff bekommen.
grow! Du warst mit "Kannabia" auf diversen Hanf-Messen, sogar in Vancouver/Kanada. War das ein Erfolg für dich? Habt ihr vielleicht sogar einen Preis gewonnen? Zumindest wars bestimmt eine coole Erfahrung, oder?
PJ: Vancouver war der Hit. Ganz anders als die Events in Europa, wo es viel um Kommerz und möglichst starke Sorten geht. Hier bin ich das erste Mal auf eine Community gestoßen, die eher Wert auf "therapeutische Potenz" legte. Und ja, einen Preis haben wir auch abstauben können. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind und Stunden später geheult wie ein kleines Kind. Ich hatte einen Anruf bekommen: Mein Vater war gerade gestorben.
grow! Oh Mann, das ist ja hart, mein Beileid. Danach warst du auch nicht mehr so lange bei "Kannabia", richtig? Magst du erzählen, was dazu führte, oder ist das zu persönlich?
PJ: Ach, ganz undramatisch. Irgendwie veränderten sich die Dinge nach dem Tod meines Vaters. Ich wollte mein eigenes Ding machen und mich nicht mehr in der Sicherheit einer Festanstellung wiegen. Meine eigenen Vorstellungen durchsetzen, statt Befehle zu befolgen oder Kompromisse zu machen.
grow! Hast du deine speziellen Kreationen mitnehmen können, um damit weiterzuarbeiten?
PJ: Nein, das wollte ich ganz bewusst nicht. Es wäre auch langweilig gewesen. Für mich braucht es neue Herausforderungen. Etwas Einzigartiges zu entwickeln, das sich vom Gros der Genetik abhebt. Deshalb habe ich, abgesehen von meinen zwei Ur-Strains, wieder von vorne angefangen. Ich dachte mir: wenn schon ein Neuanfang, dann ganz und gar.
grow! Du lebst im sonnigen Spanien. Ich könnte mir vorstellen, dass es hier - im Gegensatz zu Deutschland - hauptsächlich um Outdoor-Strains geht?
PJ: Ha ha, wir haben das Outdoor-Growing seit Generationen im Blut. Da gibt es echte Künstler hier. Viele Sorten sind seit Jahrzehnten akklimatisiert, so dass sogar fast reine Sativas rechtzeitig zur Blüte gelangen. Indicas kann man sogar zweimal jährlich ernten. Von "Automatic" ganz zu schweigen. Was soll man da mit Indoor-Genetiken?
grow! Wieviele von dir entwickelte Strains habt ihr denn jetzt im Katalog?
PJ: Klasse statt Masse. Bisher sind es sieben, die es in Regular, Feminized und Automatic gibt. Auto-Flowering ist momentan mein Spezialgebiet. Ich bin ja nicht alleiniger Breeder hier, wir sind vielmehr ein Team. Mein letztes Projekt hieß "Agent Zero" und ist das Resultat eines Kush-/Diesel-/Cheese-Crossovers. Das erforderte mehr als zwei Jahre des Kreuzens und der Selektion, aber es hat sich gelohnt. Amazing Stuff, wie du ja bereits feststellen konntest.
grow! Ha ha, in der Tat. Zum Glück brauche ich nicht aufzuschreiben, was du mir erzählst. Da wäre ich jetzt echt zu stoned dazu. Aber nächste Frage: Woran werkelst du derzeit?
PJ: Im Feminized-Sektor befinde ich mich gerade in der letzten Phase der Entwicklung eines Skywalker OG x Diablo OG-Crossovers. Bei Regular ist es Blueberry x Afghan-Skunk. Auf dem Auto-Sektor bin ich noch dabei, einen neuen "Secret-Strain" zu stabilisieren: Cinderella Pre 98. Sowohl als Mutter- als auch als Vaterpflanze.
grow! Lass uns nochmal auf das Medical Marihuana zurückkommen: Was habt ihr da im Repertoire?
PJ: Momentan nur die "Dancing Queen" mit einem sehr hohen CBD-Gehalt. Die hat allerdings auch noch einiges an THC zu bieten. Auf dem Gebiet stehen wir noch etwas am Anfang. Aber frag in ein, zwei Jahren noch mal nach ...
grow! Gibt es eine Art Kollaboration mit anderen SeedBanks oder macht jeder eher sein eigenes Ding?
PJ: Ja, wir arbeiten auch mit anderen Companies zusammen. Manche verkaufen sogar Samen unter ihrem eigenen Namen, die eigentlich von uns stammen. Ich möchte die Freiheit haben, mit jedem zusammenarbeiten zu können, der meine bzw. unsere Werte teilt. Auch ein Grund, warum ich meine eigene SeedBank gegründet habe.
grow! Ich habe viel über die CSC (Cannabis Social Clubs) gehört, die sich in Spanien etabliert haben. Habt ihr so etwas auch hier in Granada?
PJ: Nicht so wie in Barcelona oder dem Baskenland. Hier im Süden ist die Hasch-Mafia sehr mächtig. Die möchten kein Terrain an Marijuana verlieren. Das und auch die Politik hier in Andalusien macht die Sache etwas schwierig. Aber ja, es bewegt sich was in der Richtung.
grow! Du bist ja nun nicht nur ein engagierter Breeder, sondern auch ein passionierter Kiffer. Rauchst du nur Weed oder auch mal ne gute Maroc-Polle?
PJ: Wenn's mal welche gibt, klar. Aber es ist schwer geworden, richtiges Old-School-Dope zu finden. Es wird dort all der Kram angebaut, den wir auch hier haben: Amnesia, OG Kush und was weiß ich noch. Man sollte meinen, das wäre ein Vorteil. Ist es aber nicht. Das Haschisch hat keinen Charakter mehr und ist oft sehr schwankend in der Qualität. Da rauche ich doch lieber Weed. Apropos: Hast du Lust, uns noch einen zu drehen?
grow! Liebend gern. Mir sind eh die Fragen ausgegangen. Danke für das Gespräch, Amigo. Vielleicht hat ja der eine oder andere Leser Interesse an deinen Kreationen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg auf deinen/euren weiteren Wegen.
Ganja Ninja
Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 6-2016. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.
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