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Haschisch: Teil 5 - Haschisch in Europa

15.01.2013 11:29
von grow! Magazin
(Kommentare: 1)
extrakte

Haschisch in Europa

Im Gegensatz zur traditionellen Haschischproduktion im Rif-Gebirge, Himalaja oder anderen Gebirgen gibt es in Europa erst seit ca. 20 Jahren eine nennenswerte Dope-Ernte. Abgesehen von einem kurzen Zeitraum Mitte bis Ende der 90er Jahre in der Schweiz geht es dabei in den meisten Fällen um die Verwertung von Schnippelabfällen, wie sie auch bei jedem Indoorgärtner anfallen. Neben dem »Finger-Hash«, welches direkt beim Schnippeln an den Fingern und der Schere kleben bleibt, gibt es mit Pollinatoren ausgesiebtes »Skuff«, mit Ice-O-Latern ausgewaschenes »Water-Hash« sowie »Gas-Hash«, welches mit Hilfe von erkaltendem Feuerzeuggas durch einen Kolben gepresst wird. Um all diese Dinge geht es in diesem Teil unserer Haschisch-Serie.

Erst als im Frühjahr 1993 von der Holländerin Mila Jansen die Idee des Pollinator geboren wurde, entwickelte sich in Europa ein Markt für kommerzielles Hasch. Auf der Grundlage von Milas Trips durch Afghanistan Mitte der 60er, auf welchen sie die Techniken des Aussiebens von Haschisch gezeigt bekam und ihrer Vorliebe zu Haschisch, umgeben von der Amsterdamer Grow-Scene, galt es aus den geschenkt bekommenen Schnippel-Abfällen etwas Rauchbares herauszubekommen. Als gelernte Schneiderin fiel es Mila nicht schwer, ein paar engmaschige Siebdrucknetze für eine Trommel zusammenzunähen. In Erinnerung an Afghanistan, wo die Bauern bei klirrender Kälte ihr Haschisch aussiebten, kamen die zuvor getrockneten und tiefgefrorenen Abfälle in die Trommel – und siehe da – das Ergebnis „Skuff“ ist heute aus den meisten Coffee-Shops nicht mehr wegzudenken.

Inzwischen sind aber auch weitere Qualitäten dazugekommen. Als Reinhard, ein Deutscher der in der Nähe von Redwood in Kalifornien lebt, zum High Times Cup 1997 nach Amsterdam einen Prototyp vom Ico-Later mitbrachte – eine Holzbox mit den Maßen von ca. (B x L x H) 40 x 40 x 130 cm, in welcher der Trichter unter dem Sieb zu Show-Zwecken aus durchsichtigem Plastik konstruiert war – überzeugte das Ergebnis alle anwesenden Hanfaktivisten sowie Fachleute aus Coffee-Shop-Business, Samenbanken, und der gerade erstarkten medizinischen Cannabis-Szene aus Kalifornien. Das Geheimnis ist auch hier die Kälte. Bei exakt 4 Grad Celsius hat Wasser seine größte physikalische Ausdehnung. Und nur bei dieser Temperatur erstarren die Harz-Trichome und fangen an zu sinken. Diese Wassertemperatur ist nur durch die Zugabe von genügend Eiswürfeln zu erreichen. In tropischen Gegenden wie z. B. auf Jamaika funktioniert das Ice-o-Later-Prinzip jedoch nur bedingt. Bei einer zu hohen Umgebungstemperatur ist es schwer, die 4 Grad Wassertemperatur zu halten. Empfehlenswert ist es hier, in einem Kühlhaus zu arbeiten. Der größte Vorteil bei der Ice-o-Later-Methode ist aber, dass das (Abfall)-Material zuvor nicht erst noch getrocknet werden muss. Seit 1998 vertreibt Mila Jansen von der Pollinator Company in Amsterdam (www.pollinator.nl) auch Ice-O-Lator®, welchem 2005 die automatische Waschmaschine – der Bubbleator® folgte. In den USA sowie Canada haben sich dagegen eher die „Bubble Bag Systeme“ sowie „Bubble Now Machines“ durchgesetzt. (www.bubblebag.com) Hierbei werden 8 Siebe – von 25 micron bis 220 micron – nacheinander über einen Eimer aufgezogen. Einen 50/50 Mix aus Eis und kaltem Wasser dazugeben und 15 bis 20 Minuten mit einem Handrührer rühren. Am Ende hat man dann verschiedene Qualitäten von Water-Hash. Je feiner das Sieb, desto geringer ist auch der Ertrag, was allerdings im Umkehrschluss heißt, dass die Qualität umso potenter ist. Zunächst wird das Wasser mit der Hand herausgepresst. Dann werden die bräunlich-grünen Harzdrüsen, die wie Schlamm aussehen, getrocknet und gepresst. Heraus kommt ein schwarzes Haschisch von erstaunlich guter Qualität. Der typische Haschischgeruch entfaltet sich aber zumeist erst nach intensivem Kneten.

Zur Schweizer Hanfernte 1995 kamen dann erstmals in Europa für Outdoor-Haschisch niederländische Pollinatoren zum Einsatz. Der Genfer Anwalt Jean-Pierre Egger hatte mit seinen Duft-Hanfkissen eine Gesetzeslücke gefunden und damit einen wahren Run auf die Schweiz ausgelöst. Der Kreativität von Hanfbauern waren keine Grenzen gesetzt. Da im Schweizer Betäubungsmittelgesetz damals Hanf nur verboten war, wenn aus ihm Drogen hergestellt wurden, kam es zu legalen Hanf-Duftkissen mit natürlichem THC-Gehalt und limitierten Harz-Sammelmünzen aus reinem Haschisch – allerdings nicht Haschisch genannt sondern „Hanf-Konzentrat“.

Auch die »Piecemaker-Presse« mit ihren verschiedenen Prägestempeln ist auf diese Idee zurückzuführen (www.piecemaker.at). Verkauft wurden die Duftkissen sowie Sammelmünzen vor allem in Hanfshops, welche überall in der Schweiz ihre Türen öffneten. Aber auch aus geografischen Gründen eignet sich die Schweiz hervorragend zur Haschisch-Herstellung. Wichtig ist vor allem die Höhe über dem Meeresspiegel. Je höher das Hanffeld liegt, desto höher die natürlichen THC-Werte des Dopes. Auch schwere landwirtschaftliche Geräte wie Mähdrescher oder Häcksler waren Mitte bis Ende der 90er im Einsatz. Frische erntereife Pflanzen wurden z. B. mit einem Häcksler abgemäht und im gleichen Arbeitsschritt auf einem Anhänger gesammelt. Jenes Material wurde dann getrocknet und mit Pollinatoren ausgesiebt. Auf diese Art und Weise ließ sich innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit eine ordentliche Menge herstellen. Wichtig auch hierbei: Kälte – am besten ist die natürliche Kälte aus einer klaren kalten Nacht. Im Winter 1997 wurden bei Robert S. aus Bergisch Gladbach im Kanton St. Gallen 181 kg Schweizer Haschisch sowie 4700 kg getrocknete Hanfblüten sichergestellt. Davon ausgehend, aus 1000 kg Hanfblüten ca. 40 kg Haschisch herstellen zu können, reichen 4700 kg für ca. 190 kg Haschisch. Lässt man den Pollinator anfangs nur für eine Minute laufen, dann kann man das ausgesiebte Pulver ganz einfach mit der Hand zu einem guten Piece kneten, welches nach langem Kneten sehr ölig und dunkel wird. Danach läuft der Pollinator dann für weitere 20 bis 30 Minuten. Die dabei entstehende Qualität lässt sich dann allerdings nur noch mit erwärmten Hydraulikpressen zu Platten verarbeiten. So macht man aus 1000 kg Schweizer Hanfblüten ca. 3 Kilo super gute Qualität und ca. 37 kg Standard. Ab 1998 kamen dann auch vermehrt Ice-O-Later zum Einsatz. Heute hingegen wird Haschisch auch in der Schweiz zumeist aus Abfällen, welche beim Maniküren entstehen, hergestellt. Felderweise, so wie noch Mitte bis Ende der 90er, ist es heute in großem Stil nicht mehr möglich, THC-reiche Pflanzen anzupflanzen. Der Anbau beschränkt sich nunmehr auf uneinsehbare private Gärten sowie Guerilla-Farming. Bei solchen Gegebenheiten steht immer der Grass-Anbau im Vordergrund, wobei zumeist weibliche Stecklinge verwendet werden.

Heute gewinnt dank liberaler Cannabispolitik die Haschischproduktion in Spanien mehr und mehr an Bedeutung. Über Cannabis Social Clubs, welche kollektiv für medizinische Cannabis-Konsumenten anbauen, lässt sich auch eine geringe Haschischproduktion koordinieren. Ebenfalls kommt eine weitere Innovation aus Spanien: die 00-Box. Dabei handelt es sich um Trocknungsboxen aus Zedernholz, wobei die zu trocknenden Blüten auf einem Sieb liegen, unter welchem sich eine Schublade für das Haschischpulver befindet. Über ein eingebautes Hygrometer lässt sich zudem die Luftfeuchtigkeit steuern, welche idealerweise bei ca. 60 % liegen sollte. Seit kurzem gibt es auch den „00-Work-Table“, eine praktische Unterlage, welche beim Maniküren ihren Einsatz findet. Die bei diesem Arbeitsgang automatisch herabfallenden Harzdrüsen werden mit dem „00-Work-Table“ aufgefangen. Zusammengeklappt sieht der „00-Work-Table“ eher aus wie ein Tapeziertisch. Geöffnet ist er fast einen Quadratmeter groß. Ein paar Gramm gutes Haschisch kommen so bei jedem Maniküren zusammen, Material, das sonst eher im Abfall landet. So lohnt sich eine Anschaffung schon sehr schnell. (www.00box.es)

Es gibt auch eine ganze Reihe von Indoor-Growern, die ihre fertig getrockneten und manikürten Blüten noch einmal für ein paar Minuten durch einen Pollinator lassen. Das Haschisch daraus ist dann von allerbester Qualität und zumeist nur für den Eigengebrauch bestimmt. Die Kunden des Grasses erfahren allerdings eher seltener, dass die Ernte auspolliniert wurde. Der größte Anteil von heutzutage in Europa hergestelltem Haschisch geht aber trotz aller beschriebenen Methoden auf eine andere Erfindung zurück, den Grinder mit eingebautem „Skuff-Screen“. Innerhalb der letzten 3 bis 5 Jahren ist die Verbreitung dieser kleinen handlichen Grass-Zerkleinerer sprunghaft angestiegen. Das damit hergestellte Dope taucht in keinerlei Statistiken auf und dennoch werden so sicherlich einige Hundert Kilo pro Jahr zusammenkommen, die sich aus einzelnen, zumeist weniger als einem Gramm-Mengen addieren. Die Siebe dieser Grinder sind allerdings oftmals noch viel zu grob. Daher hält das gesiebte Haschischpulver beim Pressen mit der Hand auch nicht zusammen. Den meisten Konsumenten ist dies allerdings egal. Ziel ist es ja nicht, ein gutes Stück Haschisch herzustellen, sondern nur neben dem zerkleinerten Gras noch ein wenig qualitativ hochwertigeren Rauchgenuss zu bekommen. Wer es dennoch zu einem festen Stück Haschisch bekommen möchte sollte, eine Presse benutzen und diese auch noch auf ca. 80 Grad erwärmen. Alles in allem ist Grinder-Dope aber immer ein unkommerzielles Haschisch, welches nur für den Eigengebrauch und nie für den Verkauf herstellt wird.

Abschließend soll noch auf die neueste Methode der Haschisch-Herstellung eingegangen werden, das Extrahieren mit Hilfe von Feuerzeuggas. Das Ergebnis erinnert von seiner Konsistenz her schon fast an Haschisch-Öl, weshalb es mancherorts auch so genannt wird. In einen stabilen Plastikkolben wird vor die Öffnung ein Filterpapier eingelegt und dann das zu extrahierende Material eingefüllt. Der Kolben, welcher in etwa so groß ist wie eine 0,25-l-Cola-Dose, wird dann zugeschraubt. Auf der anderen Seite befindet sich eine kleine Öffnung, auf welche die Flasche mit dem Feuerzeuggas gepresst wird. Zuvor wird ein Topf in ein warmes Wasserbad eines größeren Topfes gelegt, so dass er darin schwimmt. Während der gesamte Inhalt der Gasflasche durch den Kolben gejagt wird, wird der Kolben in den kleineren Topf gehalten und es entsteht sehr schnell eine große Kälte, so dass ein Handschuh notwendig ist, um den Kolben festzuhalten. Ein klebriges ölartiges Haschisch entsteht, welches sich nur durch das Erhitzen im Wasserbad aus dem Topf lösen lässt. Wahrlich eine super gute Qualität von Haschisch. Bleibt abzuwarten, ob nicht noch irgendwelche schlauen Tüftler andere Methoden der Extraktion von Harz erfinden. Wir halten euch dann auf dem Laufenden.

Oliver Becker

 

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Kommentare

Kommentar von Daniel |

Ich möchte mich rechtherzlich bei euch für diesen mehr als informativen Artikel bedanken und hoffe, dass er von vielen noch gelesen wird.
Hoffentlich können wir Deutschen bald legal unser Hasch aus aller Welt in einem Laden kaufen ohne das wir uns dafür strafbar machen müssen.
Schade nur, dass das meiste illegale Importhasch bei uns von schlechter Qualität ist, was dem Hasch einen eher schlechten Ruf erbracht hat, was absolut nicht gerechtfertigt ist, denn Hasch ist viel mehr als eine billige steinharte Europlatte.
Es steckt eine unglaublich lange Kultur/Tradition dahinter, angefangen von unseren Vorfahren, die es medizinisch und in religiösen Zeremonien nutzten über die heutigen Bauern, die immernoch diese Tradition wahren und davon leben und uns damit versorgen bis hin zu den Schmugglern, die teilweise ihr Leben dafür geben dieses Produkt in der Welt zu verbreiten...

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