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Konzentrate: Cannabis-Konsum im 21. Jahrh. (Teil 1)

11.05.2017 07:45
von grow! Magazin
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extrakte

Die Legalisierung von Cannabis in immer mehr Bundesstaaten der USA eröffnet ganz neue Möglichkeiten, was die Herstellung und den Konsum von Cannabisprodukten angeht. Immer mehr amerikanische Hanffreunde legen auf höchste Qualität und Reinheit wert, nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen. Steve Davis hat die traditionellen und modernen Konsummethoden untersucht und die Ergebnisse in diesem zweiteiligen Artikel für euch zusammengefasst.


Methoden des Cannabis-Konsums im 21. Jahrhundert

Cannabis-Konzentrat


Los geht’s mit den unterschiedlichen Produkt-Formen, in denen Cannabis konsumiert wird.

Bis etwa zum Jahr 1980 verwendeten Cannabis-Konsumenten eine der folgenden Methoden, um die Effekte von Cannabis – psychoaktiver und medizinischer Art – für sich nutzen zu können:

  • Durch das Verbrennen der getrockneten Blüten und Inhalieren des Rauchs
  • Manuelles Sammeln und Konzentrieren von Cannabisharzkristallen zu „Kief“ und/oder Haschisch.
  • Erhitzen des Cannabis, um es zu aktivieren und daraus Cannabis-„Edibles“ (Lebensmittel) oder „Medibles“ (Nahrungsmittel mit medizinischem Cannabis) herzustellen und zu essen.
  • Herstellung von „Haschisch-Öl“, das verbrannt oder verdampft und inhaliert wird.
  • Einlegen von Cannabis in Alkohol, um dann den Alkohol einzunehmen oder ihn als Tinktur zu verwenden.

Die Verwendung von Cannabis mit einer dieser Methoden bedeutet, dass der Konsument eine große Bandbreite an Substanzen zu sich nimmt, die weder psychoaktiv noch medizinisch wirksam sind.

Wenn Cannabis verbrannt und inhaliert wird, gelangen Teer und andere schädliche Nebenprodukte der Verbrennung in die Atemwege des Konsumenten.

Heute gibt es eine große Vielfalt von Cannabis-Konzentrat-Produkten, und ihre Zahl steigt ständig.Die besten Cannabiskonzentrate enthalten ausschließlich Cannabinoide und/oder Terpenoide. Die Methoden des 21. Jahrhundert sind bereits so ausgeklügelt, dass es möglich ist, Konzentrate herzustellen, die zum Beispiel nur ein Cannabinoid wie THC oder nur die Terpenoide enthalten.

Das wachsende Angebot an Konzentraten wurde zum Teil dadurch möglich, dass modernisierte Anbaumethoden und -techniken den Ertrag an Cannabis deutlich gesteigert haben und Grower nun größere Mengen zur Verfügung hatten, die sie auch in konzentrierter Form lagern und nutzen wollten. Um das Jahr 2000 herum haben die besten Indoorgärten in Nordamerika und Europa rund ein Kilo Ertrag pro 1000 Watt Lichtleistung erzielt. Diese hohen Ernten führten zu einem „Überschuss“ an ganzen Blüten. Zur selben Zeit verbreitete sich unter Chemikern und Hinterhof-Tüftlern die Erkenntnis, dass sich THC und andere Cannabinoide und Terpenoide extrahieren lassen, wenn Cannabis mit Butan, CO2, Alkohol und/oder anderen Lösungsmitteln behandelt wird. Dies eröffnete eine ganz neue Welt des Cannabis-Konsums in US-Bundesstaaten mit legalem Cannabis.

Old-School-Haschisch und Kief

Eine der einfachsten Methoden zur Verarbeitung von Cannabis ist es, die getrockneten und manikürten ganzen Blüten per Hand zu schütteln und zu rütteln, bis die Harzkristalle abfallen.

Schon vor Jahrzehnten wurde das Blütenmaterial auf Netze und Siebe gelegt und geschlagen oder geschüttelt, darunter lag ein Stück Stoff auf dem Boden. Die Harzkristalle (aber auch andere Pflanzenteile) fielen durch die Löcher des Siebes und wurden als eine pulverige Masse gesammelt, die als Haschisch oder Kief bezeichnet wird.

Eine andere, viel ältere Methode wird als „Finger-Hasch“ (oder modern Scheren-Hasch) bezeichnet. Ursprünglich wurden mit den Händen die reifen weiblichen Blüten wild wachsender Cannabispflanzen abgerieben, bis sich eine klebrige und dunkle Masse an Fingern und Handflächen befand. Ein ähnliches Produkt stellen heutige Grower her, wenn sie ihre potenten Blüten mit Scheren und Fingern maniküren und nach der Ernte das klebrige Harz von Schere und Fingern kratzen. Das kann so dick und klebrig wie Kaugummi sein und wird zu Haschisch zusammengeknetet.

Haschisch aus Marokko und Indien war jahrelang der wichtigste Artikel in niederländischen Coffeeshops und auf dem Schwarzmarkt in ganz Europa. Jedoch kann besonders im marokkanischen Haschisch ein hoher Anteil an unbeabsichtigten und vorsätzlichen Verunreinigungen enthalten sein. Hergestellt aus kleinen, niedrigen und widerstandsfähigen Cannabispflanzen in den unwirtlichen Bergen des Rif-Gebirges und über riskante und illegale Kanäle nach Europa und über nationale Grenzen transportiert, ist der „Maroc“ relativ günstig und nicht besonders potent und wirkungsstark.

Und noch schlimmer, einige Haschisch-Produzenten fügen pulverisiertes Gummi, Backpulver oder andere potentiell gefährliche Streckmittel bei, bevor das Haschisch zu den typischen Platten gepresst und nach Europa verschifft wird.

Ein anderer Typ von Old-School-Haschisch, der oft in Coffeeshops zu finden war, ist importiertes Haschisch aus Indien. Einige dieser Haschischsorten können im Vergleich zu Maroc von relativ hoher Qualität und Potenz sein. In Indien gibt es eine Jahrhunderte alte ayurvedisch-medizinische Tradition, in der Cannabis oral in Getränken wie „Bhang“ eingenommen, manchmal aber auch verbrannt und inhaliert wird.

In speziellen Regionen Indiens wie Manali werden im Freiland wachsende Cannabispflanzen zu dunkel-farbigem, klebrigem Haschisch verarbeitet. Solches Haschisch wird in holländischen Coffeeshops unter dem Namen „Manali Creme“ angeboten, sogenannt aufgrund seiner cremigen Beschaffenheit. Ein anderer Typ von indische, Haschisch wird „Indian Temple Balls“ genannt. Diese „Balls‟ sehen aus wie kleine Bowlingkugeln. In einigen Fällen, wenn das indische Haschisch sorgfältig hergestellt, transportiert und gelagert wurde, lassen sich im Inneren der Kugeln verflüssigte Cannabisharze finden.

Haschisch aus dem Mittleren Osten war ein wichtiger Faktor auf dem internationalen Haschisch-Markt. Doch in den letzten 30 Jahren haben Krieg und Tumult im Mittleren Osten dazu geführt, das Haschisch aus dem Libanon und Afghanistan kaum noch verfügbar ist. Dabei waren gerade diese beiden Länder traditionelle Produzenten von qualitativ hochwertigen Old-School-Haschisch-Sorten.

Heute kommt das klassische Old-School-Haschisch so manchem als „minderwertig“ vor, enthält es doch Cannabinoid-Anteile von selten mehr als 30 bis 45 Prozent. Dagegen können moderne Cannabiskonzentrate Cannabinoid-Anteile von 95 Prozent erreichen. In Europa und Amerika werden große Mengen an hochwertigem Old-School-Haschisch mit Geräten wie dem Pollinator hergestellt.

Entwickelt in Amsterdam von der Cannabis-Pionierin und Aktivistin Mila Jansen, besteht der Pollinator im Wesentlichen aus einer Siebtrommel, die sich in einer Box befindet. Die Siebtrommel wird mit getrockneten und manikürten Blüten gefüllt und eingeschaltet, so dass die Trommel rotiert. Durch die Rotation werden die Blüten in Bewegung versetzt und der sogenannte „Pollen“ (was eigentlich Harzkristalle sind) fällt durch das feine Sieb und wird auf dem Boden der Box gesammelt. Zusammengekratzt und gepresst wird es manchmal auch „Pollen-Haschisch“ (Pollum) genannt.

Dry Sift und Bubblehash

Mila entwickelte eine weitere Methode zur Extraktion der Harzkristalle von Cannabis-Blüten und Blättern. Sie beinhaltet die Verwendung eines Sets von hochbelastbaren Beuteln, in deren Böden sich Siebe mit jeweils unterschiedlichen Maschengrößen befinden. Die Öffnungen in den Sieben sind gerade groß genug, dass reife und unreife Harzkristalle durchgelassen oder zurückgehalten werden.

Die Beutel werden ineinander in einen Eimer gesteckt und abwechselnd mit Eis, Eis-Wasser und Cannabis gefüllt. Das Ganze wird dann für 20 Minuten ordentlich gerührt. Nach und nach sorgen die kalte Temperatur und die Bewegung dafür, dass die Kristalle abfallen. Wenn die Beutel anschließend aus dem Eimer gehoben werden, sorgt die Gravitation dafür, dass das Wasser durch die Siebe herausläuft, während die Harzkristalle, je nach Maschengröße des Siebes im jeweiligen Beutel, nicht hindurchpassen und dort zurückbleiben.

Die Beutelsets werden als „Bubblebag-Sets“ oder „Eiswasser-Hasch-Sets“ bezeichnet. Der Begriff „Bubblehash“ wird gebraucht, weil besonders reines Bubblehash unter Einwirkung einer Flamme anfängt, Blasen (Bubbles) zu werfen und zu sieden, bevor es wegschmilzt und verdampft.

Dieser Typ von Haschisch ist aufgrund des säubernden Effekts durch das Wasser wesentlich reiner als old school gesiebtes Haschisch. Ein Durchgang mit ganzen Blüten durch mehrere Bubblebags kann drei bis sieben unterschiedliche Kollektionen von Harzkristallen ergeben. Das beste Bubblehash wird meistens aus den Köpfen der Harzkristalle (Trichome) ohne die Stängel hergestellt und kann THC-Konzentrationen von 50 bis 65 Prozent aufweisen. Das macht es zu einem sehr mächtigen Cannabis-Konzentrat.

Ein Kanadier namens Bubbleman hat sich sehr für die Popularität und die Herstellung von Bubblehash eingesetzt. Er verkauft mittlerweile einen automatisierten Apparat, der Bubblehash produziert.

Die Bubblehash Methode ist beliebt, denn damit lassen sich Staub, Mehltausporen, Hinterlassenschaften von Insekten und andere Verunreinigungen entfernen, die sich womöglich auf dem Blütenmaterial befunden haben.

Eine Methode, die der Bubblehash-Methode ähnelt – nur ohne das Eiswasser – wird „Dry Sifting“ (trockene Siebung) und das dabei entstehende Produkt „Dry Sift“ genannt. Bei dieser Methode werden manikürte und getrocknete Cannabisblüten in einen Tiefkühler gepackt und für mehrere Tage durchgefroren, bis sie absolut spröde und zerbrechlich sind. Dann werden sie herausgenommen und in eine Box mit Sieb im Boden gegeben, die rundherum abgedeckt ist. Die Box wird heftig geschüttelt, so dass die Harzkristalle abbrechen, durch das Sieb fallen und sich auf einer darunterliegenden Glasplatte sammeln. Mit einem sterilen Spachtel oder ähnlichem werden die Kristalle zusammengekratzt und im Gefrierfach gelagert.

Dry Sift kann ähnlich potent wie Bubblehash und in einigen Fällen auch genauso rein sein. In der Regel ist es aber etwas weniger potent und rein als Bubblehash. Der Vorteil von Dry Sift ist, dass es nicht so anfällig für Schimmel ist, wie etwa das Bubblehash (weil es nicht im Wasser produziert und deshalb weniger feucht ist), und dass es mehr Geschmacks- und Aromastoffe als Bubblehash enthält.

Butan- und Propan-Cannabiskonzentrat-Herstellung

Der Einsatz von industriellen Lösungsmitteln wie Butan und Propan, um Cannabinoide, Terpenoide, Wachse und Chlorophyll vom Pflanzenmaterial zu trennen, ist kompliziert und kontrovers.

Den Prozess, bei dem Butan und/oder Propan zur Herstellung von Cannabiskonzentraten eingesetzt wird, bezeichnet man als „Blasting“ (Sprengen). Eine etwas ironische Bezeichnung, denn sogenannte „Blasters“, die in geschlossenen Räumen mit diesen leichtentzündlichen Substanzen hantieren, führen immer wieder zu Explosionen, Feuer, Verletzungen und sogar Todesfällen.

Hier ist eine sehr kurze Beschreibung, wie nicht-kommerzielle Produzenten mit Butan und/oder Propan Cannabis in Konzentrate verwandeln, die als „Butan Honey Oil“ oder „BHO“ bezeichnet werden.

  • Man besorgt sich mehrere Behälter (z.B. Dosen) von hochreinem Butan oder Propan.
  • Es wird getrocknetes und gesäubertes oder frisches tiefgefrorenes Cannabis in spezielle Glaskolben gefüllt.
  • Auf einer Seite wird der Glaskolben mit mehren Kaffeefiltern verschlossen und diese mit Gummibändern oder Klebestreifen gesichert.
  • Auf dem anderen Ende des Glaskolbens wird der Behälter mit dem Butan aufgesetzt und das flüssige Lösungsmittel durch den Glaskolben und das Cannabis geschickt.
  • Am anderen Ende fließt eine goldfarbene Flüssigkeit aus den Kaffeefiltern, in der sich die psychoaktiven, medizinischen und Aromastoffe des Cannabis gelöst haben.
  • Diese Lösung wird vorsichtig bei geringer Temperatur erwärmt, um das Lösungsmittel verdampfen zu lassen.
  • Anschließend kommt sie noch für einige Stunden in eine Vakuumkammer, um die letzten Reste des Lösungsmittels zu entfernen.

Wie gesagt, dies ist eine sehr knappe Beschreibung, die ohne viel Technik auskommt. Kommerzielle Hersteller von Cannabiskonzentraten setzen weitaus teureres und komplexeres Equipment und kompliziertere Herstellungsprozesse ein und können so noch reinere und wirkstoffreichere Konzentrate produzieren.

Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen BHO-Typen, die durch diesen Prozess hergestellt werden können. Welcher Typ von BHO entsteht, hängt von verschiedenen Variablen ab. Zu diesen gehört:

  • Wenn frisches, ausgetrocknetes und unmanikürtes Cannabis verwendet wird, entsteht durch den oben beschriebenen Prozess ein Produkt namens „Live Resigns“ (lebendiges Harz). Es enthält viel mehr Geschmacks- und Aromastoffe und auch andere Komponenten als andere Typen von BHO.
  • Einige Variationen von BHO beruhen auf dem verwendeten Ausgangsmaterial, z.B. also auf hochwertigen Premiumblüten oder einfachen „Trim‟. Als Trim bezeichnet man die Schnittreste, die beim Maniküren der Blüten entstehen. Auch sie enthalten Cannabinoide, allerdings in geringerer Konzentration und anderer Zusammensetzung als sie auf den Blüten der selben Pflanze zu finden sind.
  • Unterschiede in der Herstellung führen zu zwei Hauptkategorien von BHO: Shatter oder Wax. Shatter ist ein Konzentrat mit harter Struktur, das manchmal auch transparent ist. Es hat eine ähnliche Konsistenz wie hartes Karamell. Wax hingegen ist ein weiches Konzentrat, das manche auch als „Budder“ bezeichnen.
  • Cannabis-Material, dass vor dem eigentlichen Prozess mit Wärme behandelt wurde, erzeugt eine andere Konzentrat-Struktur.
  • Eine genaue Temperaturkontrolle in allen Stadien des Prozesses ist sehr wichtig, denn die Temperatur hat einen großen Einfluss auf Potenz, Beschaffenheit, Farbe und Form des Endproduktes.
  • Terpenoide, wertvolle Substanzen, die von der Cannabispflanze produziert werden, haben einen medizinischen Effekt und können die Wirkung von Cannabinoiden wie THC verändern. Sie sind selbst eine Art Lösungsmittel. Ihre Anwesenheit in Shatter kann dazu führen, dass es sich in Wax verwandelt.
  • Einige Produzenten von BHOs verwenden Ethanol oder andere Substanzen, um ihr Butan-Cannabis-Konzentrat „winterfest“ zu machen, so dass sie noch reiner und ohne irgendwelche Spuren von Lösungsmitteln sind.
  • Die Lagerung von Shatter und Wax hat einen großen Effekt auf die Potenz und chemische Struktur des Konzentrats. Viele dieser Konzentrate bestehen aus relativ instabilen Kristallen. Unsachgemäße Lagerung und/oder falsches Handling können zu einem rapiden Qualitätsverlust führen.

E-Zigarettenöle

Hersteller von Cannabisprodukten kombinieren Propylenglycol und/oder pflanzliches Glycerin mit Cannabisblüten oder Cannabiskonzentraten, um Öle zu produzieren, die sich in E-Zigaretten verwenden lassen.

Die Herstellung von E-Zigarettenöl ist viel einfacher als die Herstellung von Butan-Konzentraten – und viel ungefährlicher. Bei diesem Prozess wird Cannabis oder Cannabiskonzentrat für etwa eine Stunde in einem Ofen bei 69 °C erhitzt. Dann wird es in das Glycol und/oder Glycerin gegeben, diese Mixtur wird dann für weitere drei Stunden bei 60 °C erhitzt. Anschließend werden die Pflanzenteile abgesiebt und das Öl wird in Behälter abgefüllt, die sich in E-Zigaretten verwenden lassen. Das Öl kann auch sublingual (unter der Zunge) oder über die Schleimhäute eingenommen werden.

Eine Nebenbranche der Zigarettenöl-Industrie mit wachsenden Gewinnen befasst sich mit der Herstellung von natürlichen Aromen, die in das Öl gegeben werden. Das Öl riecht nicht nach Cannabis, wenn es in E-Zigaretten verdampft wird, und die Zugabe von natürlichen Aromen stellt eine zusätzliche Tarnung sicher.

Ich war in großen Flughäfen, Sportstadien und Konzertsälen, selbst in amerikanischen Staaten, wo Cannabis nicht legal ist, und mir fiel auf, dass viele Leute um mich herum Cannabisöl in E-Zigaretten konsumierten, ohne dass etwas davon zu riechen war.

Cannabis und Alkohol

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Alkohol als Lösungsmittel zur Extraktion der Cannabinoide und anderen Inhaltsstoffe des Cannabis einzusetzen. Die einfachste Methode ist, ganze, decarboxylierte Cannabis-Blüten in einen Glasbehälter zu geben und sie mit Wodka, Gin, Rum oder einem anderen hochprozentigen und möglichst reinen Alkohol zu bedecken. Die Mixtur wird bei Raumtemperatur gelagert und alle paar Tage geschüttelt.

Nach einem Monat wird das Pflanzenmaterial abgesiebt. Im Alkohol sind jetzt Cannabinoide, Terpenoide und Chlorophyll gelöst. Das Chlorophyll gibt dem Ganzen einen starken, für viele Leute unangenehmen Beigeschmack und sorgt für die dunkelgrüne Farbe.

Um das Chlorophyll zu entfernen, wird das Marijuana zuvor mit einer Methode namens „Water Cure“ behandelt. Dazu werden die Blüten für zwei bis drei Tage in destilliertes oder Umkehrosmose-Wasser gelegt, wobei das Wasser täglich erneuert wird.

Danach werden die Blüten auf einem Handtuch zum Trocknen in einen Raum mit niedriger Luftfeuchtigkeit gestellt, wo sie für zwei bis drei Tage bleiben. Nun werden sie decarboxyliert, um die Cannabinoide zu aktivieren. Das geschieht durch Erhitzen des Cannabis-Materials in einem Präzisionsofen für 30 Minuten bei 122 °C. Das nun decarboxylierte Cannabis wird für einen Monat in Alkohol eingelegt und anschließend das Pflanzenmaterial entfernt. Die Alkohol-Mixtur wird zum Mixen von Drinks verwendet oder pur als „Shot“, sie lässt sich aber auch als sublinguale Tinktur einsetzen.

Quick-Wash-Ethanol-Cannabis-Konzentrat-Extraktion (QWET)

Eine andere, sehr komplexe und wissenschaftliche Herstellungsmethode von Konzentraten nennt sich „Quick Wash Ethanol“, oder kurz QWET.

Bei dieser Prozedur werden zuerst die Cannabis-Blüten in Wasser gewaschen und dann getrocknet, um das Chlorophyll und andere Verunreinigungen zu entfernen. Der Trocknungsprozess schließt auch eine Decarboxylierung ein (diese beiden Vorgänge habe ich im vorigen Abschnitt beschrieben). Dann wird das entkarbonisierte Cannabis in einen Glasbehälter gefüllt und in eine Gefriertruhe gestellt. Reiner Alkohol (95 %) wird ebenfalls in einen Behälter gegeben und in die Gefriertruhe gestellt (keine Angst, er wird nicht zu Eis gefrieren).

Nach einigen Stunden wird der abgekühlte Alkohol in das Glas mit dem Cannabis umgeschüttet, so dass er die Pflanzenteile komplett bedeckt. Das Glas wird verschlossen und für einige Minuten geschüttelt, bevor es zurück in die Gefriertruhe kommt. Nach fünf Minuten kommt es wieder raus und das Pflanzenmaterial wird entfernt. Die übrigbleibende Alkohol-Cannabis-Mischung wird über einem thermisch kontrollierten Wasserbad bei 115 °C für mindestens eine Stunde erhitzt, damit der Alkohol verdampfen kann. Ist er verschwunden, bleibt QWET-Öl zurück, dass Cannabinoide und Terpenoide enthält.

Wie bei der Herstellung von BHO-Produkten wie Shatter, kann es sein, dass das zurückbleibende Öl mit einem Spachtel aus dem Behälter gekratzt werden muss.

Das Cannabis-Konzentrat, das sich durch die QWET-Methode herstellen lässt, ist nicht ganz so potent wie die besten BHO-Konzentrate, aber deutlich potenter als Old-School-Haschisch und das mit Eiswasser ausgewaschene Bubblehash.

Supercritical-CO2-Extraktion (SCE) – Das Reinste der Reinen

Die „Supercritical-CO2-Extraktion“ ist eine Methode, die sich am besten für professionelle Chemiker und Labortechniker eignet. Wenn sie sorgfältig durchgeführt wird, lässt sich mit ihr die größte Vielfalt an unterschiedlichen Formen und Zusammensetzungen von Cannabinoiden, Wachsen und Terpenoiden extrahieren. Zudem bietet sie die reinsten Extrakte, ohne jede Spur von Lösungsmitteln. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn die meisten Cannabiskonzentrate, die mit Hilfe von Butan, Propan, Hexan oder auch Alkohol hergestellt werden, enthalten immer noch Spuren vom verwendeten Lösungsmittel. Lösungsmittel zu sich zu nehmen bedeutet zumindest eine unangenehme Erfahrung, denn der Konsument kann sie riechen und schmecken, und sie riechen und schmecken nicht gerade gut. Aber es kann auch schlimmer kommen, denn die Einnahme von Lösungsmitteln kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.

Bei der SCE-Methode wird flüssiges Kohlendioxid (CO2) als Lösungsmittel eingesetzt. Da das CO2 am Ende des Prozess verdampft und aus dem SCE-Cannabiskonzentrat entfernt wird, sind sorgfältig produzierte SCE-Konzentrate die reinsten und saubersten von allen Konzentraten.

Beim SCE wird Hightech-Gerät eingesetzt, um bei extrem niedrigen Temperaturen das gasförmige CO2 zu verflüssigen. Das flüssige CO2 wird dann unter Hochdruck durch das Cannabis-Material gepresst. Dabei werden alle Cannabinoide, Terpenoide und Wachse vom CO2 gelöst. Anschließend wird das CO2 entkomprimiert, d.h. der Druck wird gesenkt und das Konzentrat erwärmt, um sämtliches CO2 in die Atmosphäre verdampfen zu lassen.

SCE ist die genaueste und vielseitigste Methode zur Herstellung von Cannabiskonzentraten. Durch Veränderungen in Faktoren wie Druck, Temperatur, Ausgangsmaterial, Zeit, Verhältnis von Cannabismenge zu CO2, und anderen Variablen, lassen sich auch Cannabinoide wie THCA und Terpenoide gewinnen, die durch andere Methoden der Konzentrat-Herstellung ungenutzt blieben. Diese Variationen können auch eingesetzt werden, um Konzentrate in unterschiedlicher Textur und Beschaffenheit zu erhalten, wie etwa Shatters, Budders, Waxe und Öle.

SCE-Konzentrate sind absolut frei von Verunreinigungen, wie Staub, Schimmel, Mehltau, Schädlingen und ähnlichem, die sich auf Cannabis-Blüten befinden können. Die kommerzielle Herstellung von SCE-Cannabiskonzentraten benötigt teures Equipment. Die Grundausstattung eines Labors zur SCE-Cannabis-Extraktion kostet rund 25.000 Euro. Doch es gibt eine Methode, die es auch Amateuren erlaubt, CO2 einzusetzen, um ein CO2-Cannabiskonzentrat herzustellen, das Bubblehash, Dry Sift und Kief ähnelt. Dazu werden „Bubblebags“ verwendet, stabile und hochbelastbare Beutel mit Maschensieben unterschiedlicher Porengröße im Boden. Die Maschen in den Sieben können 25, 73, 160 und 220 Mikrons groß sein. Das Cannabis wird gut zerkleinert und in einen Eimer gegeben. Auf das Cannabis kommt zerstoßenes Trockeneis (gefrorenes CO2). Das Verhältnis von Trockeneis zu Cannabis liegt bei 135 Gramm Cannabis auf ein Kilogramm Trockeneis. Das Ganze wird mit einem stabilen Rührstab gut vermischt und durchgerührt. Dann wird der Bubblebag mit der kleinsten Porengröße über den Eimer gestülpt, so dass das Sieb oben ist. Der Eimer wird herumgedreht und geschüttelt, so ähnlich wie die Produzenten von Old-School-Haschisch die Cannabispflanzen auf einem Sieb schlagen und schütteln, damit die Harzkristalle durch das Sieb auf einer darunter befindlichen Glasplatte oder einem Spiegel landen. Das feine Pulver wird mit einem sauberen Spachtel oder einer sauberen Plastikkarte zusammengekratzt, in ein Glas gefüllt und im Kühlschrank oder Gefrierfach gelagert.

Die selbe Prozedur wird mit jedem Bubblebag und seiner jeweils anderen Maschengröße im Sieb wiederholt. So lassen sich unterschiedliche Typen von Harzkristallen (von klein bis groß) getrennt gewinnen, und jeder von ihnen enthält eine eigene Zusammensetzung an Cannabinoiden, die wiederum unterschiedliche medizinische und psychoaktive Effekte haben.

Das Endprodukt ist zwar nicht so potent wie BHO oder kommerziell hergestellte SCE-Extrakte, es ist aber dennoch recht stark und viel geschmackvoller, als die meisten Cannabis-Produkte aus Lösungsmitteln. Und wie bei der kommerziellen SCE Methode, führt der Einsatz des Trockeneises zu einer „Sterilisation“ des Cannabis und entfernt Schimmel, Mehltausporen, Schädlingsreste, deren Ausscheidungen und andere Verunreinigungen.

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass viele Methoden zur Herstellung von Cannabiskonzentraten recht komplex sind und viel spezielles Fachwissen erfordern. Deshalb soll dieser Text nicht als Anleitung missverstanden werden, denn so manches wichtige Detail musste unerwähnt bleiben, um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen. Vielmehr soll diese Abhandlung einen Überblick verschaffen, welche Konzentrate es gibt und was dahinter steckt.

In US-amerikanischen Staaten wie Kalifornien, Washington, Colorado und Oregon, in denen Cannabis legal ist, hat sich die Produktion von Cannabiskonzentraten zu einem Milliarden-Geschäft entwickelt, denn immer mehr Amerikaner ziehen das Konzentrat der natürlichen Blüte vor. Der Konsum von Cannabiskonzentraten wie Budders, Waxes und Shatters wird „Dabbing“ genannt, und es ist in den letzten fünf Jahren bereits eine große „Dabs-Branche“ entstanden.

Ein winziges Stück Dab-Cannabiskonzentrat von der Größe einer kleinen Erbse kann mehr THC enthalten als mehrere Gramm des besten natürlichen Cannabis. Dabben kann intensive psychoaktive Effekte herbeiführen und sowohl für den Körper wie auch für den Geist gefährlich werden!

In der nächsten Ausgabe des grow!-Magazins werde ich mich damit beschäftigen, wie das Dabben die Art und Weise verändert, in der Leute mit Cannabis interagieren, und ich werde aufzeigen, welche Gefahren der Konsum von Cannabiskonzentraten birgt, die weitaus stärker als eine natürliche Cannabisblüte sind.

Steve Davis

Anmerkung der Redaktion:

Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 2-2017. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel – erst als Snippets, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Herunterladen auf deinen Geräten. Wenn dir unsere Artikel und Berichterstattungen gefallen und du uns supporten möchtest, denk doch mal über ein Abo nach: Unser Heft erscheint sechs mal im Jahr, du kriegst es früher als der Kiosk, zum Super-Preis – und wir versenden sehr diskret!

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