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Der richtige Erntezeitpunkt für Outdoor- und Indoorpflanzen
Growing mit Mr. José
Hanfzüchter fragen sich oft, wann die richtige Zeit für die Ernte gekommen ist. Die Frage bekommen wir regelmäßig von Indoor- und Outdoor-Züchtern gestellt, und das ist ein Grund für uns, uns damit näher auseinanderzusetzen. In diesem Artikel möchten wir die Merkmale für die optimale Reife aus der Sicht beider Anbauweisen unter die Lupe nehmen. Der richtige Zeitpunkt für die Ernte hat nämlich einen grundsätzlichen Einfluss auf die Menge und das Verhältnis der Cannabinoide, ebenso wie auf das Gesamtgewicht des Ernteertrags.
Die Ernte ist die Zeit, auf die sich jeder Züchter freut, ohne Rücksicht darauf, welche Pflanzenart ausgewählt wurde. Manch ein Hanfzüchter stellt sich vor der Ernte drei grundlegende Fragen, nämlich, wie viel Gras es geben wird, wie es schmeckt und welche Wirkung es hat. Alle drei Parameter hängen vor allem davon ab, wie wir uns um die Pflanzen kümmern und welche klimatischen Bedingungen sie hatten. Beim Indoor-Züchten haben wir eine viel größere Chance, das Milieu zu beeinflussen, in dem die Pflanzen gedeihen sollen. Wir können also relativ leicht ähnliche Ergebnisse erreichen, was beim Outdoor-Züchten nicht immer gelingen muss. Beim Indoor-Züchten lässt sich die Planung der Ernte besser regeln, weil wir das Wetter nicht berücksichtigen müssen. So können wir die Pflanzen gezielt auf die Ernte vorbereiten und diese zu dem Zeitpunkt durchführen, an dem die Pflanzen in der optimalen Reifephase sind.
Warum der Zeitpunkt der Ernte so wichtig ist
Schon am Anfang des Artikels habe ich erwähnt, dass der richtige Zeitpunkt der Ernte die Erntemenge und das Verhältnis sowie die Menge der Cannabinoide beeinflusst. Während der Blütezeit des Hanfs durchläuft die Blüte eine Phase, in der sie rapide an Umfang gewinnt. Diese Phase verläuft in der Regel von der ersten bis zur fünften Blütewoche, wenn sich bei den Pflanzen die ersten Anzeichen der Blüte zeigen. Diese Zeit kann bei den Sorten, die später reifen, auch länger sein. Während dieser Zeit vergrößern sich die Blüten schnell und es scheint, dass sie jeden Tag ein Stückchen wachsen. Sobald diese Zeit endet, tritt bereits die Reifezeit ein. Die Blüten vergrößern ihren Umfang nun nicht mehr so schnell, aber dafür erhöht sich ihr Gewicht. Die Blüten werden härter und kompakter. In dieser Zeit kann es beim bloßen Anblick so vorkommen, als ob die Entwicklung der Blüten still stehe, doch das scheint nur so. Wenn wir bei der optischen Kontrolle die Blüten jeden Tag sanft drücken würden, um ihre Härte zu prüfen, würden wir feststellen, dass sie tatsächlich immer noch härter werden. Das regelmäßige Drücken der Blüten ist aber nicht empfehlenswert, weil wir die Entwicklung der Blüten stören könnten. Diese Kontrolle sollte man deshalb nur stichprobenweise und sehr sanft durchführen. Es reicht, die Hanfkolben zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen und sanft zu drücken. Auch im Inneren wachsen die Blüten nicht unbegrenzt. In dem Moment, wenn die Blüte die optimale Reife erreicht hat, stoppt die Gewichtszunahme mehr oder weniger und die Pflanze beginnt zu degenerieren. Daraus folgt, dass, wenn wir die Blüte zu früh ernten, ein geringeres Erntegewicht erzielt wird, als bei der Ernte zur Zeit der optimalen Reife erreicht würde. Wenn wir noch später ernten würden, wäre das Gewicht ungefähr gleich, aber das Verhältnis der Cannabinoide würde sich ändern. Das kann für den einen wünschenswert sein, für den anderen jedoch nicht.
Im Hanf gibt es mehr als 1460 bioaktive Stoffe. Ihre Entdeckung und Erforschung ist das Ziel vieler Forscherteams. Gegenwärtig sind von all diesen Stoffen die bekanntesten THC, CBD und CBG. THC ist durch seine psychoaktiven Wirkungen bekannt und steht im Mittelpunkt des Interesses der Mehrheit der Freizeitbenutzer des Hanfs. In Abhängigkeit von der Hanfsorte bewegt sich ihre Konzentration von 0,1 bis ungefähr 30 %. In den meisten Staaten Europas wird Hanf mit einem höheren THC-Gehalt als 0,2 % für eine Droge gehalten, und seine Züchtung ist entweder völlig verboten oder unterliegt einer speziellen Erlaubnis. In der Schweiz wurde das Limit auf 1 % festgelegt. THC (Tetrahydrocannabinol) hat gleichzeitig unbestrittene Heileffekte und wird als Analgetikum, zur Erhöhung des Appetits, gegen Übelkeit sowie bei einigen psychischen Problemen angewandt. Bei falscher Lagerung wird THC zu CBN (Cannabinol) degradiert, das nur leicht psychoaktiv ist. Die Degradierung von THC zu CBN verläuft der Meinung einiger Leute nach auch bei überreifen Pflanzen. Es steht fest, dass die Menge von THC in den Pflanzen im Verlauf des Reifeprozesses ansteigt und anfängt abzufallen, sobald sie ihren Gipfel erreicht hat. Wenn man also im Hanf so viel THC wie möglich haben möchten, muss er zu dem Zeitpunkt geerntet werden, an dem die Konzentration dieses Stoffes am höchsten ist.
Ein weiterer interessanter Wirkstoff ist CBD (Cannabidiol), der bis zu einem bestimmten Maß die Wirkung von THC beeinflusst. Wenn wir CBD aus dem Hanf isolieren, erhalten wir einen Stoff, der leicht sedative Wirkungen hat, Krämpfe, Ängste und Übelkeit lindert und das Wachstum von Krebszellen unterdrückt. Eine Studie zeigt seine positive Wirkung bei der Heilung von Schizophrenie. Die Erforschung der heilenden Wirkungen von CBD ist kurz gesagt im vollen Gange. Die Konzentration von CBD in der Hanfpflanze erhöht sich parallel zum Verlauf des Heranreifens. Im Unterschied zum THC steigt seine Konzentration auch noch nach der Periode der optimalen Reife. Das bedeutet, dass zu dem Zeitpunkt, wenn das Niveau von THC beginnt abzusinken, das Niveau von CBD weiter ansteigt. Wenn man aus der Pflanze mehr CBD als THC gewinnen möchte, erntet man die Pflanzen später als in dem Fall, wenn mehr das THC interessiert. Das wechselseitige Verhältnis von THC und CBD bestimmt bis zu einem gewissen Maß ihre gemeinsame Wirkung. Bei der heilenden sowie rekreativen Verwendung kann dem einen ein höherer Anteil an CBD nutzen, der andere braucht mehr THC.
Der zuletzt genannte Stoff ist CBG (Cannabigerol), der gleichfalls nicht psychoaktiv ist, aber bei Beingeschwüren, der Heilung von Knochenmarkkrebs sowie bei Gürtelrose hilft. Es wird auch angeführt, dass er Oberflächenbakterien zerstört, das Zellwachstum unterdrückt und das Knochenwachstum stimuliert. Die Erforschung der Einflüsse der Cannabinoide auf die menschliche Gesundheit ist relativ jung, also wird das Verzeichnis ihres Wirkungsspektrums sicher noch merklich größer werden.
Vorzeitige, rechtzeitige und späte Ernte
Nun wissen wir also, dass die Menge und der Anteil an Cannabinoiden vom Zeitpunkt der Ernte abhängen. Genauso hängt das Gewicht des Ernteertrags von ihnen ab. Es ist also an der Zeit, die richtigen Begriffe zu bestimmen. Bevor die Menschen angefangen haben, die positiven Wirkungen von CBD und seine Entwicklung in den Pflanzen zu entdecken, war uns der richtige Erntezeitpunkt vorgegeben. Er wurde von der Menge des THCs abgeleitet. Und das Testen des THC-Gehalts wurde von den meisten Züchtern selber durchgeführt, indem sie ihre Joints damit befüllten. Sie stellten fest, dass sie die besten High-Zustände erzielten, wenn die Trichome noch wasserhell sind und die Blüten wie fein beschneit aussehen. Im Zusammenhang damit wurde ein weiterer Indikator entdeckt, und zwar die Farbe der Narben, die sich als längere Fäden in den Blüten zeigen. Diese sind zuerst völlig weiß und werden beim Heranreifen dunkler. Zum Zeitpunkt, wenn 50 bis 75 % dieser Narben dunkler werden, ist die Menge an THC gewöhnlich am höchsten. Eine Ernte zu diesem Zeitpunkt galt immer als beste Zeit. Bei der Kontrolle mit einem Mikroskop würden wir feststellen, dass auch die Farbe der Trichome sich von wasserhell nach fein karamellfarben wandelt. Sobald die Farbe sich zu ändern beginnt, ist das die richtige Zeit für die Ernte. Auch wenn der richtige Erntzeitpunkt heute davon abhängt, welches Verhältnis von Stoffen aus dem Hanf gewonnen werden soll, wird eine rechtzeitige Ernte an dem Zeitpunkt durchgeführt, an dem der THC-Gehalt auf dem höchsten Niveau ist.
Eine vorzeitige Ernte führt also zu einem geringeren Blütenertrag und zu niedrigerem THC- und CBD-Gehalt. Von keinem Gesichtspunkt aus lässt sich also an der vorzeitigen Ernte etwas Positives finden. Falls aber aus irgendeinem Grund die Pflanzen vielleicht doch eine Woche vor dem Termin der rechtzeitigen Ernte abgeerntet werden müssen, z. B. wegen des Auftretens von Pilz oder Schädlingen, hat es keinen Sinn, die Maßnahme aufzuschieben. Ein noch früheres Ernten würde eine erkennbare Menge von Blüten und Wirkstoffen bringen. Bei einer rechtzeitigen Ernte gewinnt man das maximale Erntegewicht und die höchstmögliche Menge von THC. Die Menge von CBD wird auch auf einem hohen Niveau sein. Bei einer späten Ernte erzielt man ungefähr das selbe Erntegewicht, eine niedrigere Menge an THC und eine größere Menge an CBD.
Indoor - Planung und Vorbereitung der Ernte
Ich habe schon erwähnt, dass beim Indoor-Züchten die einzigartige Möglichkeit besteht, die klimatischen Bedingungen zu beeinflussen, unter denen die Pflanzen wachsen. Diese Chance sollte man maximal ausnutzen. Mit der sich nähernden Ernte sollte man eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermeiden. Auch wenn es gelingt, die Feuchtigkeit im Growraum zu senken, muss das noch nicht genügen. Im Inneren der Hanfblüte kann nämlich die Feuchtigkeit viel höher sein. In Kombination mit einer angenehmen Temperatur bildet sich ein ideales Milieu für die Entwicklung von Schimmelpilzen. Deshalb muss man außer einer relativen Luftfeuchtigkeit, die optimal bei 40 % liegt, auch für genügend Belüftung sorgen. Man sollte einfach alles dafür tun, dass die Pflanzen bis zum Punkt der rechtzeitigen Ernte gesund bleiben, um nicht vorzeitig abernten müssen. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass das Feuchtigkeitsniveau im Züchtungsmedium Einfluss auf die Konzentration an Harz und damit auch auf die Wirkstoffe hat. Beim Absetzen der Bewässerung zwei bis sechs Tage vor der Ernte lässt sich also ein höherer Anteil an Cannabinoiden erzielen.
Beim Indoor-Growen kann man sich auch deshalb besser auf die Ernte vorbereiten, weil man seit Anfang der Blütezeit weiß, wann ungefähr das richtige Niveau der Reife zu erwarten ist. Wenn z. B. die gezüchtete Sorte eine Blütezeit von 56 Tagen hat, rechnet man mit diesem Termin. Beim Outdoor-Growen hingegen sollte der Erntezeitpunkt an die klimatischen Bedingungen, das Düngen, und die Bewässerung angepasst werden.
Outdoor-Ernte
Beim Outdoor-Züchten richten sich viele nach der Reifungszeit, die der Samenanbieter angibt. Die Reifungszeit sollte am besten schon bei der Auswahl der Sorte und in Abhängigkeit von den herrschenden klimatischen Bedingungen am Grow-Ort eingeplant werden. Beim Outdoor-Growen ist man dennoch im Nachteil, weil man das Klima nicht beeinflussen kann. In Abhängigkeit vom Wetter kann das Stadium der optimalen Reife auch um eine Woche verschoben sein. Grundsätzlich richten wir uns nach denselben Indikatoren, die ein paar Absätze weiter oben beschrieben wurden - die Farbe der Kolben und die Menge der dunklen Narben.
Beim Ernten in den Sommermonaten haben wir eine größere Chance, dass das Wetter zur Erntezeit günstig wird. Diese Situation tritt unter mitteleuropäischen Bedingungen nur beim Züchten von automatischen Sorten ein. Im Gegenteil ist beim Züchten von klassischen Sorten, die in den Herbstmonaten heranreifen, unsere Situation oft ganz unterschiedlich, und das besonders in Mittel- und Nordeuropa. Die rechtzeitige Ernte fällt in der Regel in die Zeit der Wende von September auf Oktober, wenn es ziemlich winterlich sein kann. Die Höhe der Feuchtigkeit begünstigt das Auftreten von Schimmel und verkompliziert merklich die zeitliche Steuerung der Ernte. Wenn es sich auch noch abkühlt, verzögert sich die Reifung.
Beim Outdoor-Züchten ebenso wie beim Indoor-Züchten bemühen sich die Gärtner also, die Pflanzen im Stadium der optimalen Reife ausreifen zu lassen. Wenn aber lang andauernd feuchtes Wetter herrscht, muss äußerste Vorsicht walten und jedwedes Auftreten von Schimmel augenblicklich eliminiert werden. Wenn dann auch noch die Temperatur wesentlich absinkt, zögert man nicht, die Pflanzen auch eine Woche vorher zu ernten.
Mr. José
Dieser Artikel stammt aus der grow Ausgabe 1-2017. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.
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