Anzeige
Tarnen und täuschen - Man weiß nur, was man sieht
Es gibt ja so Geschichten, von denen man nicht möchte, dass sie andere Leute kennen. Keine Nachbarn, keine Fremden und erst recht keine Ordnungshüter. Einer dieser sensiblen Bereiche ist das Thema "Grasanbau". Sind beim modernen Indoorgrowing die Gefahrenparameter überschaubar, so lauern beim Outdooranbau eine ganze Menge potenziell verräterischer Gefahrenquellen. Und die variieren, je nach Anbaufläche. Erfreulicherweise existieren immer ein paar simple Gegenmaßnahmen, mit denen man Risiken minimieren kann.
Die wichtigste, aber oftmals gar nicht so simple Regel jedes Grows lautet: bleibe unauffällig! Wir Menschen sind neugierige Wesen, doch leider ist längst nicht jeder ein Vertreter von Verständnis und Anstand. Verrat und Diebstahl lauern allenthalben. Aus diesem Grund scheint es ratsam, die eigene Unauffälligkeit ein wenig zu optimieren, wo dies möglich ist. Die vielleicht naheliegendste, aber zugleich auch die riskanteste Anbaumethode findet auf dem heimischen Balkon statt. Die Rede soll hier von einem Durchschnittsbalkon sein, wie ihn Tausende von Homegrowern besitzen. Kein grundsätzliches Problem. In "Automatic"-Zeiten müssen Cannabispflanzen nicht mehr 2,50 Meter hoch werden, ehe sie erntereif sind. Einige der Express-Exemplare erreichen gerade mal rund 60 Zentimeter Höhe. Allerdings können einem die Nachbarn unter Umständen recht nahe auf der Pelle sitzen. Passanten laufen am Balkon vorbei, und vom gegenüberliegenden Haus hat man eventuell freie Sicht auf den kleinen Garten. Was also tun? Mindestens zehn Meter Sichtabstand sind ratsam, um das Risiko, entdeckt zu werden, nicht unkalkulierbar zu machen. Ganz einfach. Dann geht’s ans Werk.
Das Auge des Betrachters austricksen
Zunächst einmal lassen erfahrene Grower ihren gesamten Balkon in sattem Grün sprießen. Kleinere und mittlere Topfpflanzen, die blühen oder Früchte tragen, sorgen für eine üppige Kulisse. Der Trick ist: In der Menge der unterschiedlichen Pflanzen sind ein paar dezent platzierte Graspflanzen sehr schlecht auszumachen. Das Auge eines potenziellen Betrachters wird derart mit Farb- und Formreizen zugeknallt, dass es "den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennt". Dabei behält man auch eventuell gegenüberliegende und höher platzierte Balkone und Fenster im Auge, die einen freien Blick auf das kleine Gartenreich gewähren könnten. Davon hängt ab, wie man die Pflanzen letztlich positioniert. Ist die Entscheidung für einen kleinen Balkongrow gefallen, wobei man hier sicherlich kaum mehr als drei bis maximal fünf Exemplare unterbringen kann, muss jeder mögliche Blickwinkel von außen gecheckt und in die nachfolgende Pflanzenkomposition einbezogen werden. Ausnahmen sind nicht erlaubt. Das heißt ganz einfach grundsätzlich: Was ich von meiner Position und Blickhöhe aus sehen kann, das kann mich umgekehrt ebenfalls entdecken. Aus diesem Grund kontrollieren auf Sicherheit bedachte Grower mindestens einmal wöchentlich, ob ihre Lieblinge mit fortschreitender Wuchshöhe gegebenenfalls nun sichtbar für unbefugte Blicke werden. Kennt der Grower alle vorhandenen Sichtachsen, die auf seinen Balkon weisen, kann er seine Plants und die sie tarnenden Zierpflanzen entsprechend arrangieren. Als Tarnpflanzen haben sich beispielsweise Tomatenstöcke gut bewährt. Ihr Wuchs ähnelt dem von Cannabis, ebenso ihre Blattform und auch ihre Wuchshöhe. Ideal als Begleitpflanze. Grundsätzlich kommen für jedes Wuchsstadium ganz unterschiedliche Begleitpflanzen in Betracht.
Tarnung à la USA
Vermutlich aus den USA stammt der schlaue Trick, kleine rote Kugeln in die Graspflanzen zu hängen, um damit den visuellen Eindruck einer Tomatenpflanze zu imitieren. Christbaumkugeln eignen sich dafür recht gut. Damit freilich nicht der Eindruck einer Tomaten-Monokultur entsteht, kommen auch andere Blühpflanzen zum Einsatz. Auch geschickt platzierte Stühle und Tische spenden einen hervorragenden Sichtschutz.
Besitzer von Dachterrassen können sich glücklich schätzen. Erstens müssen sie sich weniger um unerwünschte Blicke sorgen, und zweitens genießen ihre Plants die maximale Lichtausbeute. Allerdings ist auch der Luftraum über unseren Städten voller Leben. Drohnen, Polizei- und Rettungshelikopter haben freie Sicht auf die Dachlandschaften. Daher stellen wohl die meisten Hanf-affinen Besitzer solch privilegierter Wohnobjekte trotz aller Vorzüge nur wenige Cannabisplants auf. Wer zusätzlich einen kleinen Dachvorsprung hat, kann seine Lieblinge bequem darunter stellen. In Kombination mit anderen Kübelpflanzen sind sie dann kaum noch von oben auszumachen. Grundsätzlich muss man sich jedoch bewusst machen, dass bei dieser Form des Grasanbaus jederzeit höchste Gefahr drohen kann - durch überraschenden, ungebetenen Besuch beispielsweise. Durch einen dummen Zufall. Durch die eigene Unachtsamkeit. Und spätestens, wenn die Blüte ansteht und damit eine gewisse Geruchsauffälligkeit in der Nachbarschaft droht, wird der heimische Balkongrow zum Lotteriespiel.
Wer hingegen einen Garten sein Eigen nennt, der hat ganz andere Möglichkeiten in Sachen Grasanbau. Er muss dafür jedoch kräftig von der Kunst des Tarnens und Täuschens Gebrauch machen, denn auch hier lauern eine ganze Menge Gefahren. Eigentlich sind es fast noch mehr als auf dem heimischen Balkon. Neugierige Spaziergänger, die gerne einmal genauer über den Zaun schauen. Checker, die gezielt nach Cannabispflanzen suchen, um sie zur Erntezeit abzugreifen. Private Hilfs-Sheriffs, die sich als Denunzianten betätigen, um wenigstens etwas staatliche Anerkennung in ihrem miesen Leben zu erhaschen. Eins vorweg: Wenn wir in diesem Zusammenhang von "Garten" sprechen, so ist damit in keinem Fall eine Schrebergartenparzelle gemeint. Also keine organisierte Siedlung und keine Vereinsanlage, wo der Nachbar kontinuierlich nachschaut, ob in seiner Umgebung alles im Rahmen einer gewissen Norm ist. Gemeint sind vielmehr individuelle Gartengrundstücke - hinter dem eigenen Haus, am Stadtrand oder im Umland der Metropolen, wo jeder werkeln kann, wie es ihm oder ihr gefällt. Was auf einem Gelände jedweder Laubenpieperkolonie blanker Wahnsinn wäre, lässt sich auf eigener Scholle im Grünen mit ein wenig Vorsicht trefflich durchziehen: Der Anbau von mehr als zwei, drei Graspflanzen, die noch dazu eine gewisse Größe besitzen. Nicht wenige Freilandgrower haben fünf, zehn oder fünfzehn Plants im Garten stehen, mit denen sie ihren Jahresbedarf an Cannabis decken.
Werfen wir nun einen Blick auf die Vorsichtsmaßnahmen, welche sicherheitsbewusste Grower treffen, um im Spätherbst dann auch in den redlich verdienten Genuss ihrer Ernte zu kommen.
In der Unordnung liegt die Kraft
Genau wie auf dem heimischen Balkon geht es zunächst einmal grundsätzlich darum, unsere Nutzpflanzen so in die vorhandene Umgebung zu integrieren, dass sie nicht auffallen. Ziel ist, unbefugte Blicke abzulenken, die Wahrnehmung zu täuschen und den Eindruck eines "natürlichen" Habitats zu erwecken, das keinerlei weitergehende Aufmerksamkeit verdient. Zumindest Letzteres ist auf dem Balkon nahezu unmöglich, in einem relativ üppig bepflanzen Garten hingegen schon. Erfahrene Grower wissen: Je mehr und je ungeordneter verschiedene Stauden und Gehölze ein Grundstück schmücken, desto besser ist es für ihr Pflanzprojekt geeignet. Nichts ist schlimmer als eine Kulturfläche, auf der das ganze Grünzeug ordentlich in Reih und Glied heranwächst. Das Auge eines eventuell ungebetenen Gastes würde Unregelmäßigkeiten in der Bepflanzung sofort registrieren. Auf der anderen Seite ist ein (Nutz-) Garten für den Einsatz von Mischkulturen geradezu prädestiniert, sofern die Gewächse in mehreren lockeren Gruppen angeordnet sind. Auch hier kommen in allererster Reihe Tomatenpflanzen in Frage. Im Freiland aufgezogen können einige Sorten durchaus knapp zwei Meter hoch werden und als braunfäuleresistente Variante - je nach Witterung - bis in den späten September hinein Früchte abliefern. Das macht sie, abgesehen von ihrem ohnehin positiven Wuchsverhalten, zu einem idealen Cannabisbegleiter.
Dabei hilft der Trick mit den Christbaumkugeln, die Illusion einer Tomatenpflanze zu optimieren. Selbstverständlich achten die kreativen Gärtner hierbei darauf, dass ihre Kugeln nicht tatsächlich wie an einem Tannenbaum dahängen. Vielmehr ahmen sie die Ausbildung von Tomatenrispen nach. Das wirkt viel realistischer und funktioniert in der Regel ganz gut - solange keine potenziellen Tomatendiebe unterwegs sind, die den Betrug entdecken und sich dafür am Gras gütlich tun. Müssen gleich mehrere Meter offenes Gelände gegen unbefugte Blicke gesperrt werden, können beispielsweise Kletterbohnen helfen. Eng gepflanzt und sorgfältig kultiviert, bilden sie ein blickdichtes Blätterwerk, das bis in den Herbst hinein gnädig verbirgt, was sich dahinter befindet.
Farben und Formen sorgen für Verwirrung
Auch Staudenbeete und Hecken können hervorragend mit Graspflanzen kombiniert werden. Die oft unregelmäßige Form solcher Bepflanzungen lässt auch die verräterischen Konturen kleinerer bis mittlerer Cannabisexemplare verschwimmen, die dort mit Bedacht integriert wurden. Der Trick hier ist ein anderer. Es geht um den Hintergrund für die Pflanzen. So ist eine Natursteinmauer für den Cannabisanbau zwar Gold wert, weil sie an sonnigen Tagen Wärme speichert, die sie dann abends abgibt. Zugleich unterstreichen ihre relativ gleichförmige Struktur und Farbe jedoch geradezu die charakteristische Tannenbaumform einer Graspflanze. Jeder würde auch ohne große Sachkenntnis erkennen, was da steht. Anders bei einem unregelmäßig grünen bis grünbraunen Hintergrund, der aus unterschiedlichen Pflanzen- und Blattmustern besteht. Nach dem Motto "grüner Adler auf grünem Grund" sorgt ein derartiger Flickenteppich aus Formen und Farben nahezu für eine Unsichtbarkeit der wertvollen Plants. Ein unschlagbarer Vorteil gegenüber einem Balkongrow, bei dem der Hintergrund letztendlich meist aus einer hellen Hauswand besteht, die sich nur begrenzt verändern lässt.
Apropos Form: Wer bereits einmal Gras im Freiland gezogen hat, weiß: Die Teile können unter Umständen ganz schön groß werden. Lässt man beispielsweise eine Sativa-Pflanze einfach wachsen, so wird man sich gegen Ende des Sommers verwundert die Augen reiben und fragen, wann denn endlich - jenseits der 3,50-Meter-Marke - Schluss mit Wuchs ist. Um derartige Gewächse zu tarnen, bräuchte man schon eine veritable Baumschule. Aus diesem Grund greifen Freiland-Grower gerne auf ein paar Kunstkniffe zurück. Das (mehrfache) Beschneiden der Pflanzenspitzen ist dabei der geläufigste. Durch jeden Beschnitt der Tops teilt sich die Pflanze und bildet zwei neue Spitzen, die nach einiger Zeit weiterwachsen. So wird einerseits das Höhenwachstum im Zaum gehalten und andererseits die typische emporstrebende Tannenbaumform einer Cannabispflanze vermieden. Stattdessen wachsen derartig behandelte Exemplare buschig und kompakt, was wiederum ihre Integration in natürliche Vegetationsstrukturen erleichtert.
Ebenfalls gut funktioniert bei großen Pflanzen das sogenannte "Bending". Hierbei bindet der Grower mittels Bindfaden oder ähnlichem ganz gezielt diejenigen Äste herunter, die ihm zu lang oder sonst irgendwie auffällig erscheinen. Mit dieser Technik gewinnt der Gärtner unter Umständen auf einmal einen halben bis dreiviertel Meter an Höhenersparnis. Durchaus erwünschter Nebeneffekt hier: Die Cannabis-typische Wuchsform wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt, was eine Identifizierung durch zufällige Zaungäste deutlich erschwert. Wenn man damit leben kann, dass die sehnlichst erwarteten Blüten am Ende mehr oder weniger quer vom heruntergebundenen Ast weg wachsen, anstatt in gleicher Wuchsrichtung, ist "Bending" sicherlich ein mächtiges Instrument zur Täuschung der menschlichen Wahrnehmung.
Nicht alles Gute kommt von oben.
Dass der Himmel nicht voller Geigen, sondern in Wahrheit voller Drohnen, Hubschrauber und Kleinflugzeuge hängt, spielt nicht nur beim Grasanbau auf dem Balkon eine Rolle. Viel stärker noch ist die Gefahr, auf diese Weise entdeckt zu werden, am Stadtrand. Hier sind die Regularien für Flugbetrieb weniger streng, und daher tummelt sich dort auch mehr Volk am Himmel. Selbst aus einer Höhe von 200 bis 400 Metern lassen sich eindeutige Anbaustrukturen und Pflanzenformen am Boden leicht erkennen. Viele Drohnen sind mit HD-Kameras bestückt. Wenn so ein Teil zufällig über das zu schützende Grundstück fliegt und dabei filmt oder fotografiert, können die entsprechenden Aufnahmedetails später problemlos vergrößert und eventuell vorhandene Graspflanzen somit entdeckt werden. Wer jedoch Tomaten anbaut, besitzt häufig auch ein Tomatendach. Darunter finden selbstverständlich auch Graspflanzen Platz. Der Vorteil einer Komposition aus mehreren überdachten Tomatenpflanzen in deren Mitte der Grower sein Gras platziert hat, ist, dass sie schwer von außen zu entdecken sind. Von oben sind sie überhaupt nicht mehr auszumachen und gegen Regen geschützt sind sie außerdem.
Foliengewächshäuser bieten einen hervorragenden Schutz gegen Entdeckung und Regen. Allerdings ist klar, dass eine derartige Konstruktion nicht mehr unbedingt "unauffällig" genannt werden kann. Immerhin, funktionell sind diese Billig-Gewächshäuser. Hat der Grower diese Möglichkeit nicht, hilft unter Umständen ein vorhandener Baumbestand weiter. Das klappt eigentlich immer ganz gut, sofern die Sonne lange genug von der "richtigen" Seite scheint. Knapp unter den Blätterdachrand eines Baumes gestellt, schützt die Baumkrone gegen Entdeckung von oben und zugleich gegen kurze Regenschauer während der Blüte.
Tarnung und Täuschung ist immer ein Kompromiss
Egal wie man es dreht und wendet. Die Tarnung ihrer kostbaren Pflanzen und die Täuschung potenziell unerwünschter Gäste stellt für Grower immer einen Kompromiss dar. Eine Abwägung zwischen maximaler Gewinnerzielung und maximaler Sicherheit. Was nützen preisverdächtige Pflanzen, wenn sie kurz vor der Ernte abgegriffen werden? Oder schlimmer noch, wenn ihr stolzer Besitzer von einem Denunzianten verpfiffen wird? Und was nützen der sicherste Platz und die beste Tarnung, wenn die Pflanzen dann nur rund eine Stunde Sonnenlicht pro Tag ergattern? Am Ende entscheiden sich wohl die meisten Grower für den einen oder anderen Kompromiss aus Ertrag und Sicherheit. Sie nehmen bewusst in Kauf, dass ihre Ernte vielleicht nicht am oberen Level liegt, ihr Risiko dafür jedoch auch nicht. Dafür tarnen sie ihre Schützlinge nach bestem Wissen und Gewissen, denn ihnen ist klar: Man weiß nur, was man sieht.
Ali
Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 5-2018. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.
Wenn dir unsere Artikel und unsere Berichterstattung gefallen und du uns supporten möchtest, denk doch mal über ein Abo nach: Unser Heft erscheint sechs mal im Jahr, du kriegst es früher als der Kiosk, zum Super-Preis - und wir versenden sehr diskret! ;-)
Nachricht 34 von 61
- Anfang
- Zurück
- ...
- Warum Steinwolle ein bevorzugtes Wurzelzonen-Medium für Cannabis-Grower ist
- Tarnen und täuschen - Man weiß nur, was man sieht
- Growing - Der pH-Wert im Fokus
- ...
- Vorwärts
- Ende
Kommentare
Kommentar von Jan |
Das Hauptproblem ist ja nicht unbedingt die Optik, sondern der starke Duft. Ich hatte einst 5 Pflanzen auf dem Balkon im 3. Stock stehen, die ganz problemlos unten auf der Straße zu riechen waren. Was mache ich dagegen?
Kommentar von horst |
Du kaufst dir ein growzelt und einen original CAN filter
Einen Kommentar schreiben
Anzeige