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CBD und Sport - Von Dr. Franjo Grotenhermen

20.01.2021 12:02
von grow! Magazin
(Kommentare: 1)
Medizin

 

CBD bzw. CBD-reiche Extrakte werden bei Sportlern immer beliebter. Dr. Daniele McCartney und ihre Kollegen von der Universität von Sydney in Australien haben kürzlich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift eine Übersicht über den möglichen Nutzen von Cannabidiol bei Sportlern veröffentlicht. Im Gegensatz zu THC ist CBD von der Welt-Anti-Doping-Agentur nicht mehr verboten. Sie schreiben, dass CBD „beim Menschen sicher und gut verträglich zu sein“ scheint. Nach ihren Aussagen lassen sich die folgenden pharmakologischen Eigenschaften durch Sportler nutzen: Entzündungshemmung, Magen-Darm-Beschwerden, Nervenschutz, Schmerzlinderung, Verbesserung der Heilung von Knochenbrüchen, Reduzierung von Stress und Angst und Verbesserung des Schlafes.

Muskelschäden, Muskelkater und Muskelverletzungen

Belastungsinduzierte Muskelschäden – Muskelfunktion, Muskelkater und -verletzungen –, insbesondere wenn die Belastung anstrengend und ungewohnt ist, kann eine ultrastrukturelle Schädigung der Muskelfasern der Skelettmuskulatur und des umgebenden Gewebes verursachen. Diese trainingsinduzierte Muskelschädigung beeinträchtigt die Muskelfunktion und löst eine Entzündungsreaktion aus. Während die Entzündung ein integraler Bestandteil der Reparatur, Regeneration und Anpassung der Muskulatur darstellt, können solche Muskelschäden eine übermäßige Entzündung verursachen und zu einem verlängerten Muskelkater und einer verzögerten funktionellen Erholung führen.

CBD moduliert im Tierversuch Entzündungsprozesse. So werden etwa die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen und die Ansammlung von Entzündungszellen reduziert. Allerdings gibt es bisher kaum Forschung zu dem Thema beim Menschen.

Während CBD potenziell die Muskelerholung unterstützen könnte, wurde berichtet, dass andere entzündungshemmende Wirkstoffe wie Ibuprofen die trainingsinduzierte Anpassung der Skelettmuskulatur abschwächen. Es fehlt noch Forschung zu der Frage, ob CBD in dieser Hinsicht ähnliche negative Wirkungen auf diese Anpassung verursacht wie Ibuprofen.

Nervenschutz

Jüngste Schätzungen deuten darauf hin, dass 6 bis 36 Prozent der High-School- und College-Sportler in den USA mehr als eine Gehirnerschütterung erlitten haben, wodurch sie möglicherweise für langfristige neurodegenerative Erkrankungen (Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer) und ein erhöhtes Selbstmordrisiko prädisponiert sind. Die Gehirnerschütterung ist eine ausgeprägte Form der leichten Hirnverletzung, bei der eine biomechanische Kraft die normale Hirnfunktion vorübergehend stört und neurologisch-kognitive Verhaltenszeichen und Symptome verursacht. Es wurde im Tierversuch gezeigt, dass CBD nervenschützend wirkt, sodass es möglicherweise solche Schäden reduzieren könnte.

Belastungsinduzierte Schädigung von Magen und Darm

Während anstrengendes Training die Blutzufuhr zu den aktiven Skelettmuskeln, dem Herz-Kreislaufsystem und der Haut erhöht, ist die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr zu anderen Organen und Geweben reduziert, einschließlich des Magen-Darm-Trakts. Bei längerem Training können diese Verminderung der Durchblutung sowie die Entzündung und der oxidative Stress, die mit der erneuten Durchblutung einhergehen, die Schleimhaut schädigen. Solche Effekte können die Trainingsleistung und die Erholung nach dem Training durch verschiedene Symptome wie Übelkeit und Erbrechen und damit auch die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen.

Für CBD wurden einige Effekte nachgewiesen, die für die Behandlung solcher Schäden relevant sein können. So wurde im Tierversuch gezeigt, dass CBD in der Lage ist, die Schädigung von Organen zu reduzieren, wenn diese nicht gut durchblutet werden. Das gleiche gilt auch für Muskelschäden und Muskelkater mit Muskelverletzungen. Gleichzeitig weisen die Autoren darauf hin, dass es bisher keine Beweise für solche therapeutischen Wirkungen auf Magen und Darm beim Menschen gibt.

Knochengesundheit

Während die positiven Auswirkungen von hochwirksamen Übungen auf die Knochengesundheit gut belegt sind, können andere Faktoren im sportlichen Kontext (z.B. Verletzungen, geringe Energieverfügbarkeit, eine verminderte Knochengesundheit) die Entwicklung von Knochenbrüchen bei Sportlern verursachen oder dazu beitragen.

Eine kleine Anzahl von Studien an Tieren hat die Auswirkungen von CBD auf die Knochenstruktur und -funktion untersucht. So wurde in einer Untersuchung berichtet, dass CBD die Heilung von Oberschenkelbrüchen bei Ratten verbessert hat. Insbesondere verringerte eine regelmäßige Behandlung mit CBD den Umfang des Ersatzknochens, der sich zunächst nach einem Bruch bildet, den sogenannten Kallus, vier Wochen nach dem Knochenbruch und verbesserte die biomechanischen Eigenschaften des Knochens nach acht Wochen, also die Biegefähigkeit und die maximale Belastungsfähigkeit. Die australischen Forscher schreiben, dass diese „ersten Ergebnisse darauf hindeuten, dass sich weitere Forschungen zur Untersuchung der Wirkung von CBD auf akute Skelettverletzungen lohnen.“

Herz und Kreislauf sowie Stoffwechsel

In einer Reihe von Studien wurden Reaktionen von CBD in Dosen zwischen 100 und 1200 mg auf Herz und Kreislauf beim Menschen gemessen. Insgesamt scheint die Herzfrequenz in Ruhe unbeeinflusst zu bleiben. Einige Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass CBD (600 mg) den systolischen Blutdruck in Ruhe ein wenig reduziert. In tierexperimentellen Studien bzw. Untersuchungen an isolierten Blutgefäßen von Tieren und Menschen mit verschiedenen Erkrankungen (Krebs, entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes) wurde gezeigt, dass CBD die Blutgefäße weiten kann. Zudem schwächte CBD in einigen Untersuchungen die durch Stress und Angst gesteigerte Herzfrequenz und den Blutdruck ab. Allerdings wurde in den meisten Studien kein solcher Effekt festgestellt. In einer Studie führten 600 mg CBD zu einer stressbedingten Erhöhung der Herzfrequenz, während der Blutdruck leicht gesenkt wurde. Dabei wurden verschiedene Stressoren (Kaffee, körperliche Belastung, Kopfrechnen) getestet. Die australischen Autoren fassen zusammen, dass „diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass CBD das Potenzial hat, die kardiovaskuläre Funktion zu beeinflussen. Die Auswirkungen dieser Effekte auf die Trainingsleistung sind jedoch unklar. Studien, die die Wirkung der CBD auf trainingsinduzierte Kreislaufreaktionen untersuchen, sind daher erforderlich, um ihren Nutzen im Sport- und Trainingskontext zu klären.“

Regulation des Wärmehaushaltes (Thermoregulation)

Wärmeverlustmechanismen spielen eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase während des Trainings. Jede Behandlung oder Bedingung, die die Körperkerntemperatur verändert, hat daher das Potenzial, die Trainingsleistung zu beeinflussen. Die Wirkung von CBD auf die Körpertemperatur wurde bei Nagetieren untersucht. Eine veröffentlichte Studie ergab, dass CBD bei ruhenden Ratten 60 bis 90 Minuten nach der Inhalation die Temperatur um etwa 1 °C reduzierte. Dagegen gibt es ebenfalls eine Studie mit Ratten, nach der CBD 30 Minuten nach der Behandlung zu einer vorübergehenden Temperaturerhöhung (+2 °C) führte. Die Autoren schreiben, dass diese Ergebnisse „schwer zu erklären“ seien. Sie weisen darauf hin, dass THC in niedrigen Dosen manchmal eine Temperaturerhöhung und in hohen Dosen eine Reduzierung der Temperatur bewirken kann. Sie vermuten, dass die verfügbaren Daten trotz einiger Inkonsistenzen darauf hindeuten, dass CBD „wahrscheinlich keinen großen Einfluss“ auf die Temperatur oder Regulation des Wärmehaushaltes hat. Die Wirkung von CBD auf Hitzestress wurde bisher nicht untersucht.

Nahrungsaufnahme

Eine angemessene Zufuhr von Energie und Nährstoffen ist wesentlich, um ein optimales sportliches Training, die Erholung und Leistung zu unterstützen. Verschiedene Studien mit Nagetieren haben die Wirkung von CBD auf das Fressverhalten untersucht, wobei die Ergebnisse darauf hindeuten, dass höhere Dosen die Nahrungsaufnahme mehrere Stunden nach der Behandlung beeinflussen können. Während CBD in der Tat bei Dosen von 3 bis 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht die Nahrungsaufnahme bei Ratten nicht beeinflussen konnte, so unterdrückten hohe Dosen die Nahrungsaufnahme.

In einer kürzlich erschienenen systematischen Übersicht über Studien beim Menschen wurde auch berichtet, dass Epilepsie-Patienten, die CBD (5 bis 20 mg pro Kilogramm Körpergewicht) erhielten, mit größerer Wahrscheinlichkeit einen verminderten Appetit verspürten als Patienten, die das Plazebo erhielten (20 % gegenüber 5 % der Patienten).

Krankheit und Infektion

Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Athleten während schwerer Trainings- und Wettkampfphasen eine Abnahme der Immunität erfahren und ein erhöhtes Risiko haben, akute Krankheiten (insbesondere Infektionen der oberen Atemwege) zu entwickeln. Dieses Phänomen wurde verschiedenen Faktoren zugeschrieben, wie z.B. erhöhtem psychologischen Stress, schlechtem Schlaf, Langstreckenreisen, Exposition gegenüber extremen Umweltbedingungen (z.B. Höhe) und geringer Energieverfügbarkeit. Es wurde in einigen wenigen Zellstudien gezeigt, dass CBD antibakterielle und antivirale Eigenschaften besitzt.

Eine Studie zeigte, dass CBD antimikrobielle Aktivität gegen eine Anzahl von Bakterien zeigte, nämlich gegen verschiedene Stämme von Staphylokokken. CBD war zudem wirksam gegen das Hepatitis-C-Virus und gegen ein bestimmtes Herpes-Virus.

Während diese Befunde auf einige vielversprechende Ergebnisse hindeuten, warnen andere Wissenschaftler davor, dass CBD aufgrund seiner Neigung, die Funktion verschiedener Immunzellen zu verändern, die Wirtsabwehr gegen eindringende Krankheitserreger möglicherweise schwächen könnte.

Sportliche Leistungsangst

Ein hohes Maß an Stress vor dem Wettkampf oder Angst vor der sportlichen Leistung kann der sportlichen Leistung abträglich sein. Während Verhaltenstherapien (z.B. kognitive Verhaltenstherapie) die bevorzugte Behandlung sind, kann in einigen Fällen eine Kombination von pharmazeutischen und psychologischen Interventionen angezeigt sein.

Eine Reihe klinischer Studien hat die Wirkung des CBD auf die subjektive Angst bei gesunden Personen und bei Personen mit sozialer Angststörung und hoher Merkmalsparanoia sowohl unter Standardbedingungen als auch unter "stressauslösenden" Bedingungen (z.B. simuliertes öffentliches Reden) untersucht. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass CBD wenig Einfluss auf die Angst unter "stressfreien" Bedingungen bei gesunden Teilnehmern hat. Mehrere Studien haben jedoch angstlösende Wirkungen von CBD in Dosen zwischen 300 und 600 mg unter Stress ergeben.

Die Autoren schreiben, dass es so scheint, dass „moderate Dosen von CBD in Stresssituationen und bei Personen mit sportlicher Leistungsangst anxiolytisch wirken können. Daher sind Studien gerechtfertigt, die die Wirkung von CBD (in Verbindung mit Verhaltenstherapien) auf die Angst vor dem Wettkampf sowie auf die Nahrungsaufnahme, den Energieverbrauch, die Symptomwahrnehmung während des Trainings (...) untersuchen.“

Schlaf

Die Bedeutung von ausreichendem Schlaf für optimale sportliche Leistung und Erholung wird zunehmend anerkannt. Dennoch schlafen Athleten oft weniger und haben eine schlechtere Schlafqualität als Nicht-Sportler. Faktoren, die zu schlechtem Schlaf bei Athleten beitragen, sind abendliche Wettkämpfe und Trainingseinheiten, Angstzustände vor dem Wettkampf, Koffeinkonsum und Langstreckenreisen mit Jetlag.

Während es unwahrscheinlich ist, dass CBD den Schlaf bei gesunden Menschen direkt beeinflusst, deuten einige wenige Studien mit Nagetieren darauf hin, dass das CBD tatsächlich "wachmachend" sein könnte. Einige Menschen berichten, dass CBD bei ihnen jedoch den Schlaf fördert. Weitere Forschung ist daher erforderlich, um diese Frage zu klären.

Schlussfolgerung

Eine Vielzahl von Studien deutet an, dass CBD eine Anzahl positiver Wirkungen bei Leistungssportlern ausüben könnte. Vielfach gibt es bisher nur Grundlagenforschung aus Tierversuchen, sodass überwiegend nicht klar bzw. gesichert ist, inwieweit und ob sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen.

- Franjo Grotenhermen -

 

Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 05-2020. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop.

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Kommentare

Kommentar von Lukas |

Hallo, ich bin ein Hobby Athlet und benutze seit über einem Jahr CBD-Öl. Ich muss sagen, dass CBD sich positiv auf meinen Körper auswirkt und Lindert Muskelverspannungen nach sportlicher Leistung. Persönlich kann ich CBD-Öl jedem empfehlen, der es probieren möchte.

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