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Weltdrogentag - Wie Drogenhilfe besser werden könnte
Am 26. Juni war Weltdrogentag. Das könnte ein Grund zum Nachdenken darüber sein, wie die Zahl der Drogentoten gesenkt werden kann. Die Zahl der Drogentoten ist in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen: 2020 starben 1581 Menschen infolge von Drogenkonsum und somit 13% mehr als 2019. Mehr waren es zuletzt im Jahr 2001. Dirk Schäffer, Referent Drogen und Strafvollzug bei der Deutschen Aidshilfe in Berlin sagt: „Wir brauchen ein Hilfesystem, das nicht konterkariert wird durch Kriminalisierung und intensive Strafverfolgung von KonsumentInnen, unabhängig von Menge und Substanz.“ „Dieser Anstieg in den letzten Jahren ist auch die Folge eines politischen Versagens“, so Schäffer weiter, „der Markt wird mit billigen Substanzen überschwemmt und das, obwohl es zuletzt in Deutschland jährlich rund 360.000 angezeigte Drogendelikte wegen Besitz, Erwerb und Handel mit Betäubungsmitteln gab. Das entspricht einer Verdopplung in den letzten zehn Jahren.“ Nun ließe sich einwenden, dass die Staatsanwaltschaften viele Verfahren einstellen, wenn es um geringe Mengen geht. Aber: „Auch, wenn nur ein Teil der Drogengebrauchenden vor Gericht landet – es gibt vorher oft eine Wohnungsdurchsuchung, es gibt Ärger mit Schule und Eltern, es gibt Probleme mit dem Führerschein“, sagt Schäffer, „mit der Folge, dass viele Menschen sich zurückziehen, ihren Konsum verheimlichen und viel zu spät Hilfsangebote in Anspruch nehmen.“
„60 bis 70 Prozent derer, die intravenös Drogen konsumieren, sind chronisch mit Hepatitis C infiziert und die HIV-Infektionen durch den Konsum von Drogen steigen ebenso, wenn auch auf niedrigem Niveau“, weiß Schäffer. Jährlich werden nur rund 4.000 DrogenkonsumentInnen wegen ihrer chronischen Hepatitis-C Infektion behandelt, was deutlich zu wenige sind, um bis 2030 das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Bundesregierung ausgegebene Ziel zu erreichen, die Krankheit zu eliminieren. Was aber kann und sollte getan werden, um die Zahl der Drogentoten zu reduzieren und das Risiko einer Hepatitis- oder HIV-Infektion für Drogenkonsumierende zu senken? Anstatt in erster Linie auf strafrechtliche Verfolgung zu bauen, empfiehlt Schäffer, mehr auf Hilfe und Prävention zu setzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Substitutionsangebote: Speziell geschulte ÄrztInnen verschreiben einen Ersatzstoff für die bisher verwendeten Suchtmittel. „Zugleich ist Substitution das beste Setting zur Behandlung von Hepatitis C und anderen Infektionskrankheiten“, erklärt Schäffer, denn SubstitutionsärztInnen können parallel zur Behandlung der Suchterkrankung auch Medikamente verschreiben, mit denen sich das Hepatitis-C Virus, kurz HCV, innerhalb weniger Wochen eliminieren lässt. Auch Olaf Ostermann von der Condrobs Drogenhilfe betont den hohen Stellenwert der Substitution: „Sie verhindert Todesfälle, stabilisiert die Gesundheit und ist für Einige auch eine Chance, aus der Illegalität herauszukommen oder den Ausstieg zu schaffen.“ Derzeit befinde sich fast die Hälfte der 165.000 OpiatkonsumentInnen in Deutschland in Substitution, was ein sehr guter und dennoch steigerungsfähiger Wert sei.
Dirk Schäffer setzt sich auch für „Drugchecking“ ein, also dafür, dass Drogengebrauchende, ihren Stoff auf Reinheitsgehalt und Verunreinigungen überprüfen lassen können – zum Beispiel im Nachtleben. „In anderen Ländern wird das erfolgreich praktiziert“, erklärt Schäffer, „nur bei uns gibt es diesen Reflex, das sei ein falsches Signal und würde DrogenkonsumentInnen in falscher Sicherheit wiegen.“ Tatsache sei aber: Die Überprüfung führe bei unsauberen Stoffen dazu, dass sie vernichtet würden anstatt Menschenleben zu gefährden. Ganz grundsätzlich plädieren Ostermann und Schäffer dafür, dass MedizinerInnen und SozialarbeiterInnen bei der Versorgung von Menschen mit Suchterkrankungen besser zusammenarbeiten. „Das ist noch ausbaufähig“, so Olaf Ostermann, „da müssen beide Seiten noch Vorurteile und Ängste abbauen.“ Ostermann und Schäffer sind sich einig: Eine strafrechtliche Verfolgung von CannabisnutzerInnen, aber auch von Heroingebrauchenden, sollte vermieden werden, denn nur so können all die genannten Angebote ihre Wirkung entfalten. Dirk Schäffer: „Support don´t Punish, also Hilfe statt Strafe, muss das veränderte Primat der Drogenpolitik lauten, um Menschen früh zu erreichen und Leben zu retten.“
Quelle: Pharma-Fakten
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